Resilienz stellt auch in der Arbeitswelt einen immer wichtiger werdenden Faktor dar. Durch ein sich stetig wandelndes Arbeitsumfeld in Folge von Personalmangel, Globalisierung, Digitalisierung und einer größeren Komplexität von Aufgaben wird die Belastung für viele Arbeitskräfte immer größer. Hieraus eventuell entstehender Druck, Unklarheit der eigenen Rolle, mangelnde Identifikation mit dem Arbeitgeber, geringe Motivation, Unvereinbarkeit von Privat- und Berufsleben und permanente Erreichbarkeit können zu immer mehr psychischen Problemen führen. Vor allem ein größerer Anteil chronischer psychischer Störungen und Langzeitstressfolgen - insbesondere Burnout - ist hierbei zu beobachten.
Während auch dem Arbeitgeber daran gelegen sein sollte, die Resilienz der Arbeitnehmenden zur Vorbeugung dieser Probleme zu steigern, wird hier leider immer noch viel gespart. Statt einer individuellen Resilienzförderung wäre es oft jedoch weitaus effektiver, sich den Problemen bereits an ihrem Ursprung zu widmen: Schlechte Arbeitsbedingungen sollten nicht durch die gesteigerte Resilienz der Mitarbeitenden ausgeglichen werden.
Da das Thema viele Facetten umfasst, stellen wir im Folgenden 4 Teilbereiche für die Stärkung eurer Resilienz in der Arbeitswelt vor.
Schutzfaktoren
Schutzfaktoren in der Arbeitswelt können sowohl personenbezogen als auch situationsbezogen sein. Somit ergibt sich eine Mischung aus verschiedenen Resilienzfaktoren, die individuell sehr stark variieren können.
Zu den personenbezogenen Schutzfaktoren in der Arbeitswelt zählen vor allem:
Autonomie
Authentizität
Ausgeglichenheit
gute Selbstwahrnehmung und Selbstkontrolle
hohe Selbstwirksamkeitserwartung
soziale Kompetenz
hohes Durchhaltevermögen
effektives Stressmanagement
Problemlösestrategien
erlebte Sinnhaftigkeit der Arbeit
Zu den umweltbezogenen Schutzfaktoren gehören dagegen:
soziale Einbindung
konstruktives wertschätzendes Arbeitsumfeld
Beziehungen zu einfühlenden Bezugspersonen
resilienzfördernde Kultur und Struktur des Arbeitsumfeldes
Während die umweltbezogenen Schutzfaktoren schwer auf individueller Ebene zu beeinflussen sind, lässt sich an den personenbezogenen besser arbeiten. Eine kleine Übersicht zu diesen Faktoren mit kleinen Übungen findet ihr hier:
Auch eine App mit Übungen zur Resilienzförderung wird demnächst verfügbar sein. Falls ihr eine Benachrichtigung bekommen wollt, sobald diese fertig ist, könnt ihr euch hier anmelden.
Auch der Copingstil bei Problemen und Krisen ist ein wichtiger Schutzfaktor. Unterschieden wird zwischen 4 guten angepassten Stilen und 4 schlechten vermeidenden Stilen. Zu ersten gehören:
Problemfokus (Vorbereiten, Analysieren, systematisch vorgehen)
Beziehungsfokus (Unterstützung suchen),
Bedeutungsfokus (Sinn herstellen, Reframing),
Emotionsfokus (sich aufmuntern, Sport treiben, beruhigen)
Vermieden werden sollten dem gegenüber Verdrängung, Ablenkung, Alkohol oder andere Drogen, bewusstes Eingehen von Risiken, sowie Selbstsabotage.
Teamarbeit
Wie auch an anderen Orten spielt vor allem das soziale Netzwerk eine wichtige Rolle. Das Team, mit dem gearbeitet wird, ist somit ein wichtiger Faktor. Resiliente Menschen im Team bieten Unterstützung und lösen so positive Emotionen bei anderen aus. Auch zeichnen sich resiliente Menschen durch einen positiven Konfliktumgang aus, welcher ebenfalls zu einem besseren Arbeitsklima beiträgt. Eine erfolgreiche Konfliktbewältigung aktiviert unsere Spiegelneurone, welche dafür sorgen, dass sich funktionale Verhaltensweisen abgeguckt werden. So kann bereits eine einzelne resiliente Person in einem Team zu mehr Resilienz bei den anderen Mitarbeitenden führen.
Arbeit mit Stärken
Ein guter Ansatz für einen resilienten Umgang in der Arbeitswelt ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen. Stelle dir hierzu einmal folgende Fragen:
Welche Tätigkeiten fallen mir leicht?
Auf welche Tätigkeiten freue mich am meisten?
Welche geben mir ein gutes Gefühl?
In welchen Bereichen lerne ich am schnellsten?
Bei welchen Tätigkeiten bekomme ich am meisten Lob?
Auf welche Tätigkeiten trifft dies alles gar nicht zu?
Hieraus lassen sich Stärken und Schwächen sowie Empfehlungen zur Anwendungshäufigkeit ableiten:
Genutzte Stärken (Gute Leistung) → Umsichtig nutzen
Ungenutzte Stärken (Gute Leistung aber seltene Nutzung) → Öfter nutzen
Erlerntes Verhalten (Gute Leistung aber energieraubend) → Wenn nötig nutzen
Schwächen (Schlechte Leistung und energieraubend) → Weniger nutzen
Eine positive Herangehensweise
Unser Gehirn baut vermehrt Neuronen für viel genutzte Nervenschaltkreise auf. Umgekehrt werden nicht genutzte Verbindungen abgebaut, um Ressourcen zu sparen. Resilienz lässt sich also im Gehirn verankern. Um diese Schaltkreise aufzubauen, müssen entsprechende Gefühle empfunden und Erfahrungen gemacht werden. Die Wahrnehmung von Situationen ist hier besonders wichtig: Werden Erlebnisse eher positiv interpretiert, wirkt sich dies auch positiv auf folgende Erlebnisse aus, da diese mit weniger Stress und angenehmeren Gefühlen erlebt werden. Es kann somit auch helfen, Positives im Negativen zu finden - sofern dies möglich ist. Andersrum sollten unrealistisch negative, katastrophisierende und pessimistische Bewertungen bei Problemen vermieden werden, um das Stresssystem nicht stärker als nötig zu aktivieren.
Ein resilientes planendes Vorgehen zur Vermeidung dieser Überlastung wäre hier:
Analyse der Situation
Überlegen von Handlungsalternativen
Sinnhaftigkeit der eigenen Gedanken überdenken
Quellen
Blum, C., & Gutwald, R. (2017). Gute Arbeit, resiliente Arbeiter? In Resilienz (S. 159–176). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19222-8_9
Heller, J. (Hrsg.). (2019). Resilienz für die VUCA-Welt. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21044-1
Huber, M. (2023). Resilience In The Team. In essentials. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-39782-1
Rolfe, M. (2019). Positive Psychologie und organisationale Resilienz. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-55758-7
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