Einführung in die Resilienz
Die Bedeutung von Resilienz für die psychische Gesundheit, also der Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen und sich von Rückschlägen zu erholen, ist unumstritten. Allerdings gestaltet sich die Definition von Resilienzfaktoren als komplex. Um jedoch die persönliche Resilienz zu stärken und somit die Bewältigung von Krisen und Herausforderungen zu erleichtern, ist es wichtig, diese Faktoren zu kennen und gezielt zu fördern. Ursula Nubers weit verbreitetes Modell der sieben Säulen der Resilienz stellt in diesem Zusammenhang eine vielversprechende Herangehensweise dar. In diesem identifiziert Nuber sieben Faktoren, die maßgeblich zur persönlichen Resilienz beitragen: Zukunftsplanung/Zielorientierung, Lösungsorientierung, Verantwortungsübernahme, Optimismus, Akzeptanz, Opferrolle verlassen und Netzwerkorientierung.
Durch diese Artikelreihe erhalten Leserinnen und Leser einen umfassenden Überblick über das Modell der sieben Säulen der Resilienz und erfahren, wie sie ihre persönliche Resilienz gezielt fördern können oder Angehörigen bei der Förderung behilflich sein können.
Akzeptanz als fünfte Säule
Akzeptanz ist die fünfte Säule der Resilienz und erfordert kognitive Flexibilität, um auf Umweltbedingungen angemessen reagieren zu können. Hierbei ist es zunächst einmal wichtig, zwischen Veränderbaren und Unveränderbaren zu unterscheiden. Bei dem, was wir verändern können, sollten wir, wie in unseren kürzlich veröffentlichen? Artikeln beschrieben, zielgerichtet und lösungsorientiert handeln. Bei dem, was wir nicht verändern können, sollten wir hingegen unsere kostbaren Energien nicht verschwenden. Das Ziel ist es also, sich aus der Vergangenheit zu lösen und nach vorne zu schauen, denn erst dadurch kann eine nutzbringende Suche nach Lösungen erfolgen.
Die Wichtigkeit von Akzeptanz zeigt sich vor allem bei traumatisierten Menschen. Traumatisierte Menschen, welche es schaffen sich von der Vergangenheit zu lösen und das Geschehene zu akzeptieren, zeigen eine bedeutsam bessere Lebensqualität und psychische Gesundheit, ein besseres Wohlbefinden und eine niedrigere Rate an Angststörungen und Depressionen.
Übungen zur Stärkung des Resilienzfaktors Akzeptanz
Wenn uns etwas Schlimmes passiert, wollen wir es oft erst einmal nicht wahrhaben. Wir verdrängen die Erinnerungen, vermeiden ähnliche Situationen oder setzen andere Copingstrategien ein. Leider können diese Copingstrategien zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen. Um zu verdeutlichen, dass dieses Verhalten nicht zielführend ist, sondern die persönliche Situation verschlimmern kann, setzten PsychotherapeutInnen oftmals Metaphern und Erfahrungsübungen ein. Die Metapher des „Treibsands" verdeutlicht beispielsweise, dass der Versuch, die innere Erfahrung zu kontrollieren, dazu führt, sich noch stärker in das Problem zu verstricken. Ähnlich verhält es sich mit dem Bild des „Tauziehens mit einem Monster", bei welchem das Monster an Kraft und Stärke gewinnt, umso mehr an dem Tau gezogen wird. Bei den „chinesischen Fingerfesseln“ handelt es sich um eine Erfahrungsübung, bei welcher der Patient bemerkte, dass sich diese Fesseln immer fester um seine Finger zusammenziehen, je stärker er versucht, sie durch das Auseinanderziehen seiner Finger zu lösen.
Durch das Durchführen von kurzen Achtsamkeitsübungen als praktische Übung kann man lernen, sein emotionales und rationales Denken wieder in Einklang zu bringen. Dadurch gewinnt man die Kontrolle über sich selbst zurück und kann sich von dysfunktionalen Gedanken distanzieren. Die Übungen helfen dabei, das Bewusstsein für den gegenwärtigen Moment zu schärfen und die Aufmerksamkeit bewusst auf den eigenen Körper, die Gedanken und die Umgebung zu lenken.
Quellen
Aaby, A., Ravn, S.L., Kasch, H. et al. (2020). The associations of acceptance with quality of life and mental health following spinal cord injury - a systematic review
Deinert, K. (2015). „Morenos Stehaufmännchen“ - Zusammenhang zwischen Psychodrama und Resilienzentwicklung
Heidenreich, T., Michalak, J., Eifert G. (2007) Balance von Veränderung und achtsamer Akzeptanz: Die dritte Welle der Verhaltenstherapie
Nila, K., Holt, D.V., Ditzen, B., et al. (2016). Mindfulness-based stress reduction (MBSR) enhances distress tolerance and resilience through changes in mindfulness. Mental Health & Prevention
Reichhart, T., Pusch, C. (2023). Resilienz - Coaching: Ein Praxismanual zur Unterstützung von Menschen in herausfordernden Zeiten
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