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Empathie – für andere da sein


Foto von Liza Summer: https://www.pexels.com/de-de/foto/frau-im-grauen-pullover-der-ihr-haar-halt-6383158/

Empathie meint die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und deren Gefühle nachzuempfinden. Das Ausmaß an Empathie ist abhängig von der eigenen emotionalen Stabilität sowie der Ähnlichkeit und der Zuneigung zum Gegenüber. Gerade für Angehörige von psychisch Erkrankten ist es im Alltag wichtig, empathisch zu kommunizieren und aktiv zuzuhören. Empathie hilft Menschen mit psychischer Erkrankung, sich gehört, verstanden und wertgeschätzt zu fühlen. Sie ist erlernbar und eine Grundvoraussetzung für gelingende soziale Beziehungen.


 

Was ist Empathie?

Empathie bedeutet wörtlich übersetzt intensives Gefühl oder Leidenschaft und umschreibt das Nachempfinden von vermuteten Gefühlen auf der Basis des gedanklichen Verstehens der Emotionen. Empathie meint den psychologischen Prozess der Einfühlung. Konkret geht es darum, sich in die Lage einer anderen Person zu versetzen und zu versuchen, die Welt durch deren Augen zu sehen. Empathische Menschen sind in der Lage, die Emotionen von Mitmenschen nachzuempfinden. Sie verstehen, was andere Personen denken und was deren vermutete Gefühle sind. Empathie unterscheidet sich von Mitleid oder Mitgefühl durch den Prozess der emotionalen Einfühlung, sowie durch die Differenzierung zwischen dem eigenen Selbst und der Gefühlswelt anderer Menschen.


Verschiedene Formen von Empathie

In der wissenschaftlichen Forschung werden zwei Formen von Empathie unterschieden: kognitive und emotionale Empathie. Beide Formen bilden die Grundlage für die an Gruppen gerichtete soziale Empathie


Kognitive Empathie ist die Fähigkeit, sich mit dem Verstand in eine andere Person hineinzuversetzen, ohne deren Gefühle zu teilen. Das kognitive Verstehen umfasst die Einsicht und das Erkennen der vermuteten Ursachen der Gefühle des Gegenübers. Diese Fähigkeit basiert auf der Theory of Mind, dem Vermögen, die Gedanken und Gefühle von anderen nachzuvollziehen. Kognitive Empathie bildet somit eine entscheidende Grundlage für einfühlsames Verhalten und Taktgefühl in zwischenmenschlichen Beziehungen.


Emotionale Empathie meint das affektive Nachempfinden und bezieht sich auf das Vermögen, die Gefühle von anderen Menschen nachzufühlen. Diese Form der Empathie beruht auf eigenen Erfahrungen und erlaubt es, die Emotionen von anderen so aufzubereiten, dass wir sie verstehen. Anders als bei der Gefühlsansteckung geschieht dies bewusst, und wir sind uns der Quelle unserer Emotionen bewusst. Emotionale Empathie schafft affektive Verbindungen zu anderen und ermöglicht eine tiefe emotionale Teilhabe.


Soziale Empathie bezieht sich nicht nur auf eine einzelne Person, sondern auf eine ganze Gruppe von Menschen, z.B. Angehörige von psychisch Erkrankten. Es geht darum, die Schwierigkeiten und Probleme zu begreifen, mit denen bestimmte Teile der Gesellschaft konfrontiert sind. Soziale Empathie ist wichtig für soziale Verantwortung und reduziert Vorurteile. Sie bildet eine entscheidende Grundlage für positive soziale Beziehungen zwischen verschiedenen Gruppen und trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei.


Empathisch kommunizieren

Empathie ist mit dem Wunsch verbunden, anderen zu helfen und sie zu unterstützen. Doch bevor Hilfe oder Unterstützung angeboten wird, ist es wichtig, empathisch zu kommunizieren, um die Beziehung und das Vertrauen zu stärken. Dies führt im besten Fall dazu, dass sich Menschen gesehen, gehört, verstanden und wertgeschätzt fühlen.


Gerade wenn Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte vorliegen, können empathische Menschen das Körnchen Wahrheit in einer Kritik anerkennen. In der Kommunikation ist es wichtig, möglichst genau wiederzugeben, was jemand gesagt hat, sodass dein Gegenüber merkt, dass das Gesagte verstanden wurde. Basierend auf dem Gesagten sollte neugierig und taktvoll gefragt werden, welche Gefühle im Moment vorhanden sind.

 

Wichtig ist es auch, eigene Gefühle respektvoll mitzuteilen und im gesamten Prozess der empathischen Kommunikation sollte eine Haltung des Respekts und der Wertschätzung eingenommen werden, sodass Menschen ermutigt werden, mehr darüber zu erzählen, was sie gerade denken und fühlen.


Empathie stärken

Eine Grundvoraussetzung für Empathie ist, sich selbst und seine eigenen Emotionen gut zu kennen und die Signale des Körpers richtig zu deuten. Hier können bestimmte Formen der Achtsamkeitsmeditation dabei helfen, eigene Gedanken und Gefühle bewusst wahrzunehmen und sich nicht von ihnen vereinnahmen zu lassen.  Auch Übungen zur Stärkung des Selbstmitgefühls können dazu dienen, das Erleben von anderen Menschen nachzuvollziehen. Ein systematischer Überblicksartikel hat gezeigt, dass achtsamkeitsbasierte Interventionen die Empathie und das Mitgefühl bei Jugendlichen und Heranwachsenden stärken können. Es gab Hinweise darauf, dass Achtsamkeit das Selbstmitgefühl erhöht und dieses wiederum zu mehr Empathie und Mitgefühl führt.


Die Forschung hat zudem einen positiven Einfluss von Musik auf das Einfühlungsvermögen gefunden. Musik reguliert nicht nur die Stimmung, sondern fördert auch die Entwicklung von Empathie und das soziale Verständnis. Wer früher Musikunterricht hatte, ist demnach eher in der Lage, sich in andere hineinzufühlen und deren Emotionen nachzuempfinden. Dies führt den Forschenden zufolge zu weniger Aggressivität und mehr prosozialen Verhaltensweisen.


Empathie im Alltag

Hier sind drei Tipps, um im Alltag empathischer zu sein:


  1. Lenke deine Aufmerksamkeit auf die Signale deines Körpers und lerne einen konstruktiven Umgang mit deinen eigenen Gedanken und Emotionen. Wer selbst im Stress ist, kann sich schlechter in andere Menschen hineinfühlen.

  2. Konzentriere dich in Gesprächen vollkommen auf dein Gegenüber und lass dich nicht ablenken. Neben dem Gesagten solltest du auch auf Gestik, Mimik und den Tonfall achten. Frage neugierig nach, was die andere Person gerade denkt und fühlt.

  3. Begegne deinen Mitmenschen ohne Vorurteile und versuche dich in ihre Lage zu versetzen. Erweitere deinen Horizont und fokussiere dich auf das, was du mit anderen Menschen gemeinsam hast, z.B. die Sehnsucht nach einem glücklichen Leben.

 

 

Fazit

Empathie ist essenziell für soziale Verbindungen und eine wichtige Ressource für Angehörige von psychisch Erkrankten. Sie beruht auf kognitiver und emotionaler Einfühlung und ermöglicht Verständnis für soziale Gruppen. Empathische Kommunikation fördert Verständnis, Vertrauen und Wertschätzung. Empathie ist erlernbar und kann durch Achtsamkeitsübungen, Selbstmitgefühl und Musik gestärkt werden. Im Alltag ist es ratsam, die Aufmerksamkeit auf Körpersignale zu richten, seinem Gegenüber mit allen Sinnen zuzuhören und sich Gemeinsamkeiten bewusst zu machen.


Quellen

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