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ADHS – Was Partner wissen sollten



ADHS Verstehen

Was ist ADHS?

ADHS bzw. Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung galt lange ausschließlich als Erkrankung des Kindesalters. Laut Forschungsergebnissen bestehen die Symptome in ca. 70 % der Fälle noch im Erwachsenenalter.

So äußert sich ADHS:

  • Unaufmerksamkeit: Schwierigkeiten bei der Selektion äußerer Reize, fehlende Konzentration, Schwierigkeiten Aufgaben und Tätigkeiten zu organisieren, Missachten von Einzelheiten

  • Hyperaktivität: hoher Bewegungsdrang und Ruhelosigkeit

  • Impulsivität: unüberlegtes Handeln, schnell wechselnde Ideen

Die Symptome können individuell stark variieren. ADHS ist also nicht gleich ADHS, sondern sieht bei jedem anders aus, was eine Diagnose oft schwierig macht.

Ursachen

Bei ADHS handelt es sich um eine Funktionsstörung des Gehirns. Diese Störung besteht aus einem komplexen Zusammenspiel von neurobiologisch-genetischen und äußeren sozialen Faktoren. Betroffen ist unter anderem der Präfrontale Kortex, der für die Handlungsplanung und Impulskontrolle zuständig ist. Welche Umstände und Einflüsse zur Entstehung von ADHS beitragen, ist jedoch noch nicht vollständig geklärt.


Kennzeichen im Erwachsenenalter

Im Laufe der Jahre entwickeln die Betroffenen oft Strategien, um sich der Gesellschaft anzupassen. Aus diesem Grund sind die Symptome für andere nicht mehr so deutlich erkennbar wie im Kindesalter.

Zum Beispiel wird aus Hyperaktivität eher eine innere Unruhe. Grundsätzlich fällt es Menschen mit ADHS schwer, den gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden.


Einfluss auf Partnerschaft

Zahlreiche Untersuchungen von Erwachsenen mit ADHS zeigen, dass diese oft mit Beziehungsproblemen zu kämpfen haben. Insbesondere Liebespartner sind davon betroffen.

Laut einer Studie zum Thema „Einfluss von ADHS auf die Ehe“ fühlen sich Partner:innen ohne ADHS vor allem durch diese 5 Verhaltensweisen des anderen ignoriert und ungeliebt:

1. Vergessen von Dingen, die man zuvor gesagt hat

2. Hinterlassen von Unordnung

3. Nicht-Erledigen von Aufgaben

4. Schwierigkeiten mit Frustration umzugehen

5. Nicht-Antworten im Gespräch


Insbesondere schwierige Kommunikation wirkt sich negativ auf die Beziehung aus. Auch das Zeitmanagement von Aufgaben, sowie die Selbstregulation von Emotionen können ein Problem darstellen.

Außerdem interessant zu wissen ist, dass ADHS bei männlichen Partnern eher akzeptiert wird als bei weiblichen. Grund dafür könnte sein, dass ADHS-typische Verhaltensweisen Frauen daran hindern, geschlechterspezifische Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen. Erwartungen an Frauen sind zum Beispiel Ruhe, Besonnenheit, Zuverlässigkeit


Tipps für Partner

  • Verständnis und Empathie: ADHS ist eine Krankheit. Diese Erkenntnis hilft dabei, zu verstehen, dass der Partner oder die Partnerin es nicht böse meint, wenn er/sie abwesend erscheint. Es hat also nichts mit einem Desinteresse zu tun, sondern vielmehr mit den Herausforderungen der motivationalen Selbstregulation.

  • Nachfragen anstatt zu urteilen: Menschen mit ADHS sind häufig sehr sensibel und fühlen sich schneller verletzt oder angegriffen als Menschen ohne ADHS. Es kann helfen nachzufragen, wie etwas verstanden, gefühlt oder wahrgenommen wird oder wie diese Situation einfacher für die Person gestaltet werden könnte. Also lieber fragen, was helfen würde, anstatt Vorwürfe zu machen oder eine Meinung zu äußern.

  • Raum für Emotionen & Geduld: Menschen mit ADHS empfinden sehr intensiv und haben teilweise eine geringe Frustrationstoleranz. Es ist wichtig den Raum für intensive Emotionen zu geben und erst danach das konstruktive Gespräch zu suchen.

  • Hilfestellungen: Es kann eine große Ressource und Unterstützung im Alltag sein, wenn der Partner oder die Partnerin sich mit ADHS auseinandersetzt und Hilfestellungen anbietet. Einmal mehr erinnern oder einen Zettel an den Kühlschrank kleben, kann helfen, das Wichtige in den Blickwinkel der Person zu rücken.

  • Ausdrucksweise: Üben, sich einfach und deutlich auszudrücken ohne lange um den heißen Brei herumzureden.

  • Grenzen ziehen: Eigene Bedürfnisse und Grenzen kennen und verteidigen. Es ist wichtig, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Genauso ist es enorm wichtig zu akzeptieren, dass auch der/die Partner:in mit ADHS vollständig die Verantwortung für sich selbst trägt. Die Verantwortung für den anderen zu übernehmen kann negative Folgen haben und dazu führen, dass die Person sich weniger zutraut und an Selbstwirksamkeit verliert.

  • Akzeptanz: Kein Erwachsener möchte wie ein Kind behandelt werden. Es ist wichtig, den anderen so zu akzeptieren, wie er/sie ist und auf Augenhöhe zu bleiben. Trotz der Herausforderungen, die sich ergeben, ist es okay, so zu sein, wie man ist. Das gilt sowohl für Menschen ohne als auch mit ADHS.


Diese Tipps sind in Zusammenarbeit mit Svenja von Kunterbuntsein entstanden.

Wenn dich das Thema ADHS interessiert, schaue gerne hier vorbei: https://www.kunterbuntsein.de/


Quellen





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