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Lösungsorientierung als zweite Säule der Resilienz


Einführung in die Resilienz

Die Bedeutung von Resilienz für die psychische Gesundheit, also der Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen zu bewältigen und sich von Rückschlägen zu erholen, ist unumstritten. Allerdings gestaltet sich die Definition von Resilienzfaktoren als komplex. Um jedoch die persönliche Resilienz zu stärken und somit die Bewältigung von Krisen und Herausforderungen zu erleichtern, ist es wichtig, diese Faktoren zu kennen und gezielt zu fördern. Ursula Nubers weit verbreitetes Modell der sieben Säulen der Resilienz stellt in diesem Zusammenhang eine vielversprechende Herangehensweise dar. In diesem identifiziert Nuber sieben Faktoren, die maßgeblich zur persönlichen Resilienz beitragen: Zukunftsplanung/Zielorientierung, Lösungsorientierung, Verantwortungsübernahme, Optimismus, Akzeptanz, Opferrolle verlassen und Netzwerkorientierung.


Durch diese Artikelreihe erhalten Leserinnen und Leser einen umfassenden Überblick über das Modell der sieben Säulen der Resilienz und erfahren, wie sie ihre persönliche Resilienz gezielt fördern können oder Angehörigen bei der Förderung behilflich sein können.



Lösungsorientierung – was ist das?

Lösungsorientierung ist die zweite Säule der Resilienz und bezeichnet die Eigenschaft, seine Aufmerksamkeit auf Chancen und Alternativen zu richten sowie einschränkende Denkmuster und Gewohnheiten hinter sich zu lassen. Das heißt, lösungsorientierte Menschen konzentrieren sich darauf, Abläufe zu optimieren, herauszufinden, was möglich und realistisch ist. Sie blicken in die Zukunft, anstatt sich auf Probleme zu fokussieren. Um neue Lösungen zu finden, hinterfragen sie außerdem regelmäßig alte Annahmen und Gewohnheiten.

Des Weiteren spielt die Lösungsorientierung eine wichtige Rolle für die individuelle Lebenszufriedenheit. Sie ermöglicht es innovative Lösungen zu finden, welche eigene Bedürfnisse befriedigen können und die Lebensqualität steigen lassen. Menschen, welche das lösungsorientierte Denken und Handeln schwerfällt, könne dieses durch verschiedene Übungen verbessern.


Übung zur Verbesserung der Lösungsorientierung

Möchtest du deine Fähigkeit zur Lösungsorientierung verbessern oder kennst du jemanden, dem dieser Aspekt der Resilienz zugutekommen würde? Diese Übung wird dabei helfen, das lösungsorientierte Denken und Handeln zu stärken.


Wunderfrage:

Das Gefühl, ein Problem nicht stemmen zu können und überfordert zu sein, kennt wahrscheinlich jeder. Aber was kann man gegen dieses Gefühl der Hilflosigkeit tun? Die Psychotherapeutin Insoo Kim Berg hat in diesem Zuge gemeinsam mit ihren KlientInnen die Wunderfrage entwickelt. Bei der Wunderfrage handelt es sich um eine Frage, welche den Fokus auf die Gegenwart und Zukunft lenkt und bei der KlientInnen schnell Ziele entwickeln können. Außerdem ist es durch die Wunderfrage möglich, kreative Denkprozesse anzustoßen. Man beschreibt ein Szenario, in welchem, wie durch ein Wunder, das Problem über Nacht gelöst wurde. Die Frage ist nun, woran erkennt man, dass das Problem gelöst ist? Es existieren verschiedenen Formulierungen der Wunderfrage, wobei sie sich immer auf das aktuelle Problem sowie die Situation der Klientin/ des Klienten bezieht.


Zur Veranschaulichung hier einmal ein Beispiel (Formulierung von Steve de Shazer):

„Ich stelle Ihnen jetzt eine ziemlich seltsame Frage. [Pause] Die seltsame Frage lautet: [Pause] Nach unserem Gespräch werden Sie zurück zu Ihrer Arbeit (nach Hause, in die Schule) gehen, und Sie werden den restlichen Tag damit verbringen, ihren Alltagsgeschäften nachzugehen, z.B. die Kinder versorgen, Abendessen zubereiten, fernsehen, die Kinder baden usw. Schliesslich wird es Zeit sein, schlafen zu gehen. Um Sie herum wird es ganz still, und Sie schlafen friedlich ein. Mitten in der Nacht geschieht ein Wunder, und das Problem, über das Sie heute mit mir sprechen, ist gelöst! Doch dies geschieht, während Sie schlafen, und deshalb können Sie gar nicht wissen, dass in der Nacht ein Wunder geschehen ist, das Ihr Problem gelöst hat. [Pause] Worin könnte, wenn Sie dann morgen früh aufwachen, die kleine Veränderung bestehen, sodass Sie sagen werden: „Toll, es muss etwas passiert sein – das Problem ist weg!“ (Berg a. Dolan 2001, p. 7)

Wenn ihr diese Übung für euch ausprobieren oder bei Familie und Freunden anwenden möchtet, ist es wichtig, die Wunderfrage individuell anzupassen.


Probiere gerne diese Übung aus und melde uns zurück, inwieweit sie dir dabei geholfen hat Ziele zu formulieren und kreative Lösungen zu entwickeln.



Quellen

Amann, E., & Egger, A. (2019). Micro-Inputs Resilienz: Lebendige Modelle, Interventionen und Visualisierungshilfen für das Resilienz-Coaching und -Training


Brasser, M. (2018). Coaching-Methoden in der Berufs- und Laufbahnberatung. Wie kann der Einsatz der „Wunderfrage“ die Klienten unterstützen?


Deinert, K. (2015). „Morenos Stehaufmännchen“ - Zusammenhang zwischen Psychodrama und Resilienzentwicklung


Mauritz, S. (2022). Sieben Säulen der Resilienz nach Ursula Nuber. https://www.resilienz-akademie.com/nuber-sieben-saeulen/


Reichhart, T., Pusch, C. (2023). Resilienz - Coaching: Ein Praxismanual zur Unterstützung von Menschen in herausfordernden Zeiten


Schuh, A. (2021). Chronisch krank und glücklich - ein Widerspruch? „Inwieweit beeinflussen die Resilienz-Faktoren Optimismus, Selbstwirksamkeit, Akzeptanz, Lösungsorientierung, das Übernehmen von Verantwortung, das Gestalten von Beziehungen und der Zukunft die Lebenszufriedenheit bei Menschen, welche von der genetisch chronischen Erkrankung Alpha-1-Antitrypsin-Mangel betroffen sind?“


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