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Mein Kind ist psychisch krank - und jetzt?


Letzte Woche hast du erfahren, wie Eltern erkennen können, ob das eigene Kind psychisch krank ist und wie psychische Erkrankungen entstehen können. In diesem Beitrag geht es nun um die Frage, was du tun kannst, wenn dein Kind professionelle Unterstützung benötigt.



Wie bekomme ich einen Therapieplatz für mein Kind?

Wenn es deinem Kind psychisch nicht gut geht, heißt das nicht unbedingt, dass eine Therapie notwendig ist. Es gilt allerdings:

Je früher eine Erkrankung behandelt wird, desto besser verlaufen die Therapieerfolge.

Falls sich die Eltern gemeinsam mit dem Kind zu einer Psychotherapie entscheiden sollten, gibt es mehrere Wege einen Therapieplatz zu finden.

  • Den Kinderarzt oder die -ärztin aufsuchen und gemeinsam den weiteren Weg besprechen.

  • Die Nummer 116117 der Kassenärztlichen Vereinigung anrufen und Erstberatungstermin vereinbaren.

  • Kinder- und Jugendpsychotherapeut:innen in der Nähe anrufen und ein Erstgespräch vereinbaren.

  • Im Erstgespräch wird dann das weitere Vorgehen wie auch die Notwendigkeit einer ambulanten oder stationären Therapie abgeklärt.

Die Wartezeiten für einen Therapieplatz betragen auch für Kinder und Jugendliche teilweise mehrere Wochen bis Monate. In dringenden oder akuten Fällen werden die betroffenen Personen allerdings immer aufgenommen und Hilfe kann sofort in Anspruch genommen werden. Diese Einschätzung liegt dann in den Händen der Therapeut:innen oder Ärzt:innen. Weitere Hilfsangebote sind am Ende des Artikels zu finden.


Welche Unterstützung bietet die Schule?

Das Unterstützungsangebot im Rahmen von Schulsozialarbeit und Schulpsychologie unterscheidet sich leider stark zwischen den Schularten. So ist die Versorgung an Mittel-, Real-, Gesamt- und Berufsschulen am größten. Besonders an Grundschulen und Gymnasien fehlen passende Angebote allerdings sehr häufig. Bei einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2022 gaben sogar nur rund 35 % der Schulleitungen an, dass ein schulpsychologisches Angebot an ihrer Schule existiert. Insgesamt sehen dabei circa die Hälfte aller Schulleitungen den Unterstützungsbedarf ihrer Schülerinnen und Schüler nicht ausreichend abgedeckt.

Ab dem Schuljahr 2023/2024 sollen laut Bundesfamilienministerin Lisa Paus Mental Health Coaches eingesetzt werden. Verschiedene Initiativen haben sich als Ziel gesetzt, die mentale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern zu fördern. Es gibt beispielsweise den Verein Irrsinnig menschlich e.V., der sich unter anderem mit spezifischen Schultagen für die Prävention psychischer Krisen und Förderung der seelischen Gesundheit einsetzt. In einigen deutschen Städten gibt es außerdem die europaweite Initiative Mind the mind, die durch kostenlose Workshops an Schulen die Entstigmatisierung psychischer Störungen voranbringt. An vielen Schulen können sich Schüler:innen, Lehrkräfte, aber auch Eltern an schulpsychologische Beratungsstellen wenden. Den Kontakt zu Schulpsycholog:innen finden Eltern über die Website der Schule oder bundesweit gesammelt über das Portal schulpsychologie.de.


Was kann ich als Eltern tun?

Nachdem erkannt wurde, dass das Kind psychische Probleme hat und sich um professionelle Unterstützung gekümmert wurde, stellt sich häufig die Frage: Was kann ich denn noch tun als Eltern? Ein Faktor, der einer psychischen Erkrankung bei Kindern entgegenwirkt, ist ein stabiler Selbstwert. Wenn das Kind mit einer Herausforderung konfrontiert wird, sollten Eltern ihre Kinder unterstützen, aber ihnen dabei nicht alles abnehmen. Sätze wie „Probiere es einfach mal aus.“ oder „Nicht schlimm, dass es nicht funktioniert hat. Vielleicht beim nächsten Mal!“ stärken eine optimistische Grundhaltung. Dass sich Kinder selbst etwas zutrauen, ist wichtig für den Selbstwert und kann nur durch Vertrauen und Ausprobieren entstehen. Wertschätzung und Unterstützung sind demnach Werte, die im Umgang mit Kindern die psychische Gesundheit unterstützen. Als Eltern selbst Vorbild sein und eine positive Grundeinstellung vorleben ist ein wichtiger Bestandteil dessen. Wenn ich als Elternteil zum Beispiel häufig Angst vor neuen Situationen suggeriere und meine Kinder andauernd zu Vorsicht ermahne, können diese selbst unverhältnismäßig viel Angst entwickeln.

Wenn das Kind mit psychischen Krisen zu kämpfen hat, benötigt es als Eltern viel Geduld. Lass dich nicht abwimmeln und nutze auch nebensächliche Gespräche beim Tischdecken als Chance mit deinem Kind in Kontakt zu treten. In psychisch herausfordernden Phasen kann es helfen, die Verbindung mit dem Kind zu intensivieren und mehr Zeit miteinander zu verbringen – sei es beim gemeinsamen Ausflug, zusammen am Esstisch oder während der Lieblingstätigkeit des Kindes.


Wo finde ich Unterstützung?

Einige Hilfsangebote wurden bereits an verschiedenen Stellen genannt wie Kinder- und Jugendpsychotherapeut:innen oder Schulpsycholog:innen.


Weitere Unterstützung für Eltern:


Anlaufstellen für Kinder und Jugendliche:


In Deutschland leben schätzungsweise drei bis vier Millionen Kinder mit Eltern, die eine psychische Erkrankung haben. Welchen Einfluss dieser Umstand auf die Kinder und Jugendlichen hat, erfährst du im Blogbeitrag der nächsten Woche. Dort werden wir die Perspektive wechseln und die Sichtweise von Kindern mit psychisch kranken Eltern schildern.


Quellen

Grobe, T. G. & Szecsenyi, J. (2021). Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen. Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse: Band 27. BARMER.


Bundespsychotherapeutenkammer BPtK. (2020). Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Faktenblatt.


Bundespsychotherapeutenkammer (Hrsg). (2021). Elternratgeber Psychotherapie. Berlin.


Robert Bosch Stiftung. (2022). Das Deutsche Schulbarometer. Eine repräsentative Befragung von Schulleitungen. Forsa. https://www.deutsches-schulportal.de


Otto, A. (4. November 2022). Psychisch kranke Kinder: Hilfe für Eltern. Psychologie Heute. https://www.psychologie-heute.de/familie/artikel-detailansicht/42317-psychisch-kranke-kinder-hilfe-fuer-eltern.html


Irrsinnig Menschlich e.V. – Verein für psychische Gesundheit. (2023, 15. Mai). https://www.irrsinnig-menschlich.de/


Mind the Mind – Eine europaweite Initiative für die Entstigmatisierung psychischer Störungen. (2023, 15. Mai). https://mindthemind-germany.efpsa.org/


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