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Umgang mit Suizidalität


Suizidalität ist ein Thema von großer Bedeutung, das oft im Verborgenen bleibt. Die traurigen Statistiken zeigen, dass sie kein Randphänomen ist, sondern viele Leben in Deutschland und weltweit betrifft. In diesem Blogbeitrag werden wir uns deswegen näher mit diesem Thema auseinandersetzen und versuchen zu verstehen, was jede Person tun kann, um sich selbst oder Betroffenen zu helfen.


Was ist Suizidalität?

Suizidalität ist grundsätzlich allen Menschen eigen und nicht zwingend krankhaft. Das bedeutet, dass jeder Mensch in seinem Leben zumindest zeitweise Gedanken, Ruhe- oder Todeswünsche hegt. Diese Gedanken sind jedoch nicht zwangsläufig ein Zeichen von Krankheit oder Verzweiflung, sondern können auch Ausdruck von Stress, Überforderung oder existenziellen Fragen sein.

In vielen Fällen sind suizidale Gedanken und Handlungen jedoch mit psychosozialen Krisen und psychischen Erkrankungen verbunden. Oftmals fühlen sich Menschen in diesen Momenten in die Enge getrieben, haben das Gefühl, keine andere Wahl zu haben, und sehen den eigenen Tod als möglichen Ausweg.

Suizidalität kann in verschiedene Kategorien unterteilt werden:

  1. Wunsch nach Ruhe, Pause, Unterbrechung im Leben Als eine Auszeit vom Leben, vielleicht sogar eine Art "Gottesurteil"

  2. Todeswunsch, in die Zukunft verlagerte Suizidalität Erlösung von zukünftigem Leid

  3. Suizidideen und -phantasien ohne konkrete Absicht Diese Gedanken können auftauchen, ohne tatsächliches Vorhaben etwas zu unternehmen

  4. Suizidabsicht und einschiebende Suizidimpulse konkrete Pläne zur Selbsttötung haben oder impulsive suizidale Handlungen

  5. Suizidale Handlungen: Suizidversuche (auch "Parasuizid") und tatsächliche Selbsttötungen.

Im Jahr 2021 verloren in Deutschland 9.215 Menschen ihr Leben durch Suizid, das sind mehr als 25 Menschen pro Tag. Männer waren deutlich häufiger betroffen als Frauen, und das Durchschnittsalter der Verstorbenen lag bei etwa 60 Jahren. Allerdings ist ein sinkender Trend zu beobachten: Im Jahr 1980 gab es noch rund 50 Suizide pro Tag.


Wie entsteht Suizidalität?

Suizidalität ist ein komplexes Thema, das sich nicht auf eine einzelne Ursache reduzieren lässt. Um das Verständnis dafür zu vertiefen, wie Suizidalität entsteht, müssen sowohl kurzfristige als auch langfristige Ursachen betrachtet werden. Dieser Artikel zeigt hierbei nur einige der zahlreichen Faktoren auf, die eine Rolle für das Thema spielen können.


Kurzfristige Ursachen:

Psychische Erkrankungen: Einer der markantesten kurzfristigen Auslöser für Suizidalität sind psychische Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie und Alkoholabhängigkeit. Menschen, die mit diesen Erkrankungen kämpfen, haben ein achtfach erhöhtes Risiko für suizidales Verhalten im Vergleich zu gesunden Personen.

Akute Stressoren: Kurzfristige Stressfaktoren, sei es sozialer, beruflicher oder finanzieller Natur, können ebenfalls suizidale Gedanken und Handlungen auslösen.


Langfristige Ursachen:

Genetische Faktoren: Genetische Veranlagungen können eine Rolle spielen, insbesondere wenn Suizidalität in der Familie vorkommt. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Suizidalität vererbt wird, sondern dass genetische Faktoren das Risiko erhöhen können.

Kritische Lebensereignisse in jungen Jahren: Traumatische Erfahrungen oder belastende Lebensereignisse, insbesondere in der Jugend, können langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben und das Risiko für Suizidalität erhöhen. Dies kann das Selbstwertgefühl beeinflussen und die Fähigkeit zur Bewältigung von Stress beeinträchtigen.


Doch auch andere psychische Faktoren können eine Rolle spielen. Das Fehlen von sozialer Unterstützung und das Gefühl, eine Last für andere zu sein, können das Risiko für Suizidalität erhöhen. Darüber hinaus kann ebenfalls die “erworbene Fähigkeit zur Selbstschädigung" hervorgehoben werden, welche bedeutet, dass Menschen im Laufe der Zeit die Fähigkeit entwickeln können, sich selbst Schaden zuzufügen. Die Entstehung von Suizidalität ist somit ein komplexes Zusammenspiel von biologischen, psychischen, sozialen und umweltbezogenen Faktoren.


Wie gehe ich mit Suizidalität um?

Die erste und wichtigste Maßnahme bei Suizidalität ist der Zugang zu professioneller Hilfe unabhängig ob du selbst oder eine andere Person betroffen ist. Suizidalität ist keine Angelegenheit, die auf eigene Faust bewältigt werden sollte. Professionelle Fachleute sind darauf spezialisiert, Menschen in Krisensituationen zu unterstützen und können lebensrettende Hilfe bieten.


In unserer digitalen Welt gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Unterstützung zu finden. Eine davon ist der Krisenchat. Hier können Menschen in akuten Krisensituationen rund um die Uhr, anonym und diskret mit geschulten Fachleuten kommunizieren.


Die Telefonseelsorge: 0800 / 1110111 , 0800 / 1110222 oder 116 123

Eine weitere wertvolle Anlaufstelle ist die Telefonseelsorge. Hier stehen einfühlsame Menschen am anderen Ende der Leitung bereit, um zuzuhören, Trost zu spenden und Hilfe anzubieten. Die Telefonseelsorge ist ebenfalls rund um die Uhr erreichbar.


Die Nummer gegen Kummer für Kinder: 116111

Kinder und Jugendliche, die mit suizidalen Gedanken kämpfen oder sich in einer schweren Krise befinden, können die "Nummer gegen Kummer" anrufen. Diese spezielle Hotline ist darauf ausgerichtet, jungen Menschen in Not eine Anlaufstelle zu bieten.


Im Notfall die 112 wählen

In äußerst dringlichen Situationen, in denen das Leben einer Person akut gefährdet ist, sollte sofort die Notrufnummer 112 gewählt werden. Dies ist die europaweite Notrufnummer, die schnelle Hilfe in lebensbedrohlichen Situationen gewährleistet.


Die Rolle der Angehörigen

Für Angehörige von Menschen in suizidalen Krisen ist es von großer Bedeutung, die richtige Unterstützung zu bieten. Dies kann schwierig sein, da es oft schwer ist zu verstehen, was in den Köpfen der Betroffenen vorgeht. Es ist jedoch wichtig, geduldig zuzuhören, Mitgefühl zu zeigen und Hilfe anzubieten. Angehörige können auch dabei helfen, die oben genannten Kontaktmöglichkeiten zu nutzen und die betroffene Person zu ermutigen, Hilfe anzunehmen.

Insgesamt ist es entscheidend zu verstehen, dass Suizidalität eine ernsthafte Angelegenheit ist, die nicht ignoriert werden sollte. Stattdessen sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden, die durch zahlreiche Organisationen bereitgestellt wird.


Quellen

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention e.V. (n.d.). https://www.suizidprophylaxe.de/hilfsangebote/hilfsangebote/


Müller-Rörich, T., Hass, K., Margue, F., van den Broek, A., & Wagner, R. (Eds.). (2013). Schattendasein. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-31701-9


Pompili, M. (Ed.). (2022). Suicide Risk Assessment and Prevention. Springer International Publishing. https://doi.org/10.1007/978-3-030-42003-1


Suizide. (n.d.). Statistisches Bundesamt. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Todesursachen/Tabellen/suizide.html


Wolfersdorf, M., & Kaschka, W. P. (Eds.). (1996). Suizidalität. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-79855-9

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