
Das Drama-Dreieck ist ein Modell der Transaktionsanalyse und wurde von Stephen Karpman konzipiert. Mithilfe des Drama-Dreiecks kann man die Rolle die Personen in problematischen Situationen einnehmen identifizieren und beschreiben. Folglich eignet sich diese Analyse für ungünstige zwischenmenschliche Interaktionsmuster, wie zum Beispiel innerhalb von familiären Strukturen oder im beruflichen Kontext.
Im psychotherapeutischen Rahmen nehmen die Therapeuten dabei die Rolle eines Mediators ein. Ein Therapeut muss stehts darauf achten, nicht unbewusst innerhalb des Drama-Dreiecks eine aktive Rolle einzunehmen. Eine solche Rolle ist in einem therapeutischen Setting in der Regel die Rolle des ‚Retters‘.
Drei zentrale Rollen

Jede Seite des Dreiecks verdeutlicht das Zusammenspiel der drei Rollen. Die drei Rollen können sich dabei auch auf die eigene Person beziehen. Ein Retter muss ein Opfer retten und ruft dabei einen Verfolger auf den Plan, der dem Retter beispielsweise vorwirft, dass dieser das Opfer verwöhnen würde. Umgekehrt braucht das Opfer einen Retter. Bei dieser Suche gerät es jedoch oft an einen Verfolger. Ein Verfolger wiederum sucht sich ein Opfer, tritt dabei aber in Konflikt mit einem Retter. Im Diskurs zwischen Verfolger und Retter steht die Frage, ob dem Opfer ‚Härte‘ oder ‚Hilfe‘ zukommen sollte. Die Rollenverteilung ist nicht festgelegt. Vielmehr können wir je nach Situation eine andere Rolle einnehmen oder sogar in einer Situation zwischen den Rollen wechseln. Dieser Wechsel vollzieht sich den Beobachtungen von Friedmann und Fritz (2014) zufolge im Uhrzeigersinn und die jeweils nächste Rolle wird übersprungen. So überspringt ein Verfolger die Rolle des Retters und wird selbst zum Opfer. Ein Opfer wiederum überspringt die Rolle des Verfolgers und wird zum (Selbst-)Retter. Der Retter überspringt die Rolle des Opfers und wird zum Verfolger, da er nicht selbst zum Opfer werden möchte.
Der Retter
Umgangssprachlich würde man dem Retter unterstellen, er würde unter einem ‚Helfer-Syndrom‘ leiden. Er sieht sich dazu berufen potenzielle Opfer retten zu müssen. Die Konstellation zwischen Retter und Opfer führt zu einer Abhängigkeit des Opfers zum Retter mit negativen Folgen für das Selbstbewusstsein des Opfers.
Selbstretter sind Personen, die niemanden vertrauen und meinen alles selbst in die Hand nehmen zu müssen. Sie fordern hohe Leistungen von sich selbst mit dem Ziel sich selbst zu ‚veredeln‘.
Das Opfer
Eine Opfer-Position ist dadurch gekennzeichnet, dass die Personen sich hilflos geben, absichtlich Fehler machen und sich augenscheinlich ungeschickt anstellen. Die dahinter liegende Intention ist, dass andere sie bemitleiden und zur Hilfe eilen. Sie scheinen regelmäßig in Schwierigkeiten zu stecken und wollen damit bezwecken, dass andere sich um sie sorgen.
Im Opfer-Spiel betrachtet sich das selbsternannte Opfer als weniger wert und unfähig im Vergleich zu anderen Personen. Ein solches Verhalten kann zu ernsthaften psychischen Beeinträchtigungen führen wie zum Beispiel Depressionen.
Der Verfolger
Die Rolle eines Verfolgers einzunehmen bedeutet, andere mit Moral- und Regelvorstellungen zurechtzuweisen. Dies geschieht oft aus einem autoritären Instinkt heraus. Das bedeutet, dass sie sich im Sinne ihres Verständnisses dazu berufen fühlen, für Recht und Ordnung zu sorgen. Sie sind von sich überzeugt und bestehen auf der Korrektheit ihres Vorgehens, da sie diese als Tugend erachten. Oft erscheinen ihnen lebendige und vitale Gefühle sowie Bedürfnisse verdächtig und sie fühlen sich wohl in hierarchischen Strukturen. Verfolger-Positionen sind oft weniger auffällig, da sie mitunter in das Bild der gesellschaftlichen Normen fallen.
Im Verfolger-Spiel ‚verfolgt‘ sich die Person sozusagen selbst und hat einen übertriebenen Anspruch an sich. Dieser umfasst die Annahme, andere übertreffen zu müssen hinsichtlich gesellschaftlicher Tugenden wie zum Beispiel Hilfsbereitschaft oder Rechtschaffenheit.
Relevanz für Angehörige
Angehörige von psychisch erkrankten Personen stehen oft vor der Herausforderung mit problematischen Interaktionen umzugehen beziehungsweise stellen sie sich die Frage, welche Rolle sie im Rahmen der Erkrankung einnehmen können. Es kann durchaus vorkommen, dass man aus einer wohlwollenden Intention heraus dem Betroffenen helfen möchte, dieser sich jedoch vor den Kopf gestoßen fühlt. Sich der Rollen und der damit verbundenen Dynamik des Drama-Dreiecks bewusst zu sein, kann zu einem verbesserten Verhältnis und Umgang mit psychisch erkrankten Angehörigen führen, von dem beide Parteien profitieren.
Quellen
Baller, G. & Schaller, B. Kommunikation im Krankenhaus: Erfolgreich kommunizieren mit Patienten, Arztkollegen und Klinikpersonal. Springer Gabler Berlin. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55326-4
Friedmann, D. & Fritz, K. (2014). Denken. Fühlen. Handeln: Mit psychographischer Menschenkenntnis besser arbeiten und leben (6. Aufl.). Edition Rosenberger. Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-07666-5
Fulkerson, M. (2003). Integrating The Karpman Drama Triangle With Choice Theory and Reality Therapy. International Journal of Reality Therapy, 23(1), 12–14.