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Schlafparalyse: Wenn der Geist erwacht der Körper aber noch schläft


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Im Schlaf erleben viele von uns eine faszinierende Welt der Träume und Erholung. Doch was passiert, wenn dieser friedliche Zustand von etwas Unheimlichem unterbrochen wird? Die Schlafparalyse, eine mysteriöse Erscheinung, die viele Menschen in ihren Betten gefangen hält und wirft einen Schatten auf die vermeintliche Sicherheit der nächtlichen Ruhe. In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit dem Phänomen der Schlafparalyse, betrachten ihre Ursachen und Symptome und entwirren die Rätselhaften Aspekte dieses Phänomens. Zusätzlich geben wir dir Empfehlungen für einen sichereren und gut vorbereiteten Umgang mit der Schlafparalyse.


 

Zwischen Traum und Realität

Während des Schlafens durchlaufen Menschen verschiedene Schlafstadien, die sich mehrmals pro Nacht wiederholen. Der erste Abschnitt ist die Einschlafphase N1, die den Übergang vom Wachzustand in den Schlaf markiert. In der darauffolgenden Leichtschlafphase N2 genannt, entspannt sich die Muskulatur (man leichter aufzuwecken). In der dritten Phase findet der Tiefschlaf statt (Tiefschlafphase N3). Nach dem Tiefschlaf tritt der REM-Schlaf („Rapid-Eye-Movement-Schlaf“) ein, eine Phase mit schnellen Augenbewegungen, erhöhter Hirnaktivität und dem einsetzten von Träumen. Diese zyklische Abfolge prägt die nächtliche Schlafarchitektur eines jeden Schlafenden.


Um zu verhindern, dass es während des REM-Schlafstadiums zu unkontrollierten Bewegungen kommt und die im Traum erlebten Bewegungen nicht tatsächlich ausgeführt werden, tritt in der Skelettmuskulatur eine Lähmung ein. Diese Lähmung ist jedoch schlaff und nicht verkrampft. Ausgenommen von dieser Lähmung sind die Muskeln der Augen- und Atemwege. Diejenigen, die von einer Schlafparalyse betroffen sind, sind in dieser Situation nicht in der Lage, sich zu bewegen oder zu sprechen. In manchen Fällen sind lediglich gurgelnde oder stöhnende Laute als Ausdruck möglich – mehr nicht. Diese Muskellähmung wird sofort aufgehoben, sobald man aus dem Schlaf erwacht.


Wenn diese Muskellähmung jedoch bis in den Wachzustand anhält, bezeichnet man dies als Schlafparalyse (kurz: SP). Dieser Zustand definiert die Unfähigkeit, beim Einschlafen oder Aufwachen willkürliche Bewegungen auszuführen. Die Betroffenen befinden sich also in einer paradoxen Situation bzw. einem paradoxen Erlebnis. Obwohl das Bewusstsein als auch der Verstand bereits vollständig wach sind, empfinden die Betroffenen eine vollständige körperliche Lähmung. Aus diesem Grund wird die Schlafparalyse auch als Schlaflähmung oder Schlafstarre bezeichnet. In der schlafmedizinischen Terminologie zählt SP zu den Parasomnien und gilt damit als Schlafstörung. Mit diesem Zustand gehen oft intensive Ängste einher, begleitet von ungewöhnlichen und eigenartigen Wahrnehmungen. Es können schattenhafte Gestalten erscheinen, während gleichzeitig Geräusche wie Brummen, Summen, Stimmen oder Schritte wahrgenommen werden. Das Gefühl, dass sich etwas Unbekanntes im Raum befindet oder die Vorstellung, den eigenen Körper zu verlassen und zu schweben und sich außerhalb seines Körpers zu beobachten, sind ebenfalls typische Elemente dieser faszinierenden, wenn auch beängstigenden Erfahrung. Die Einschränkung der Bewegungsfähigkeit tritt häufig auf, wenn man sich in Rückenlage befindet, sei es zu Beginn des Schlafes, kurz vor dem vollständigen Erwachen oder unerwartet während des Schlafens.


Foto von cottonbro studio: https://www.pexels.com/de-de/foto/person-frau-mauer-bett-6753840/

Eine Schlaflähmung hält in der Regel nicht lange an, meist nur wenige Sekunden bis einige Minuten, obwohl dies für die Betroffenen möglicherweise länger erscheinen mag. Die Wahrscheinlichkeit, eine Schlafparalyse mindestens einmal im Leben zu erleben (Lebenszeitprävalenz für SP) beträgt in der Allgemeinbevölkerung ca. 8%. In anderen Gruppen wie z. B. Studierende oder Patienten in psychiatrischer Behandlung kann diese Wahrscheinlichkeit allerdings weitaus höher sein (hängt mit den Ursachen zusammen).


Obwohl eine Schlafparalyse an sich ungefährlich ist, erleben Betroffene sie oft als das Gefühl, lebendig in einem Albtraum gefangen zu sein. Der eigene Geist der wach ist, während der Körper in einem Zustand der Lähmung verweilt und man sozusagen in seinem eigenen Körper

gefangen ist, ohne zu entkommen. Aufgrund dieser Gegebenheiten nehmen Betroffene das Erlebnis häufig als länger andauernd wahr, als es tatsächlich war.



Ursachen & Symptome

Die Schlafparalyse hat keine eindeutig definierte Ursache. Sie kann in jedem Alter erstmalig auftreten. Verschiedene Faktoren und Vorerkrankungen können jedoch dazu beitragen das Auftreten der Attacken zu begünstigen:


  • Schlafentzug

  • Unregelmäßiger Schlaf-wach-Rhythmus (z. B. Jetlag, Schichtarbeit)

  • Stress

  • Krampfanfälle, vor allem in der Beinmuskulatur

  • Affektive Störungen (z. B. Depressionen, Bipolare Störungen

  • Einnahme von Anxiolytika (Medikamente gegen Angststörungen)

  • Ängste

  • Panikstörungen

  • Ein hoher Neurotizismus-Wert (erhöhte Neigung zu Nervosität, Unsicherheit, Reizbarkeit)


Schlafparalysen können ebenso ein Symptom von Narkolepsie sein, einer Erkrankung, bei der die Regulation der Schlafphasen gestört ist. Etwa ein Viertel der Menschen, die an Narkolepsie leiden, erlebt auch Schlaflähmungsattacken. Wenn Schlafparalysen häufig auftreten, ist es daher ratsam, eine fachärztliche Untersuchung durchzuführen, um festzustellen, ob eine Narkolepsie vorliegt.


Außerdem können Schlafparalysen auch von Angstattacken begleitet sein, wobei die Betroffenen ein Gefühl der Hilflosigkeit verspüren und sich einbilden, nicht atmen zu können, obwohl die Atmung von der Paralyse unbeeinflusst bleibt. Da die Zwerchfellatmung weiterhin intakt ist, fehlt es der Atemhilfsmuskulatur, wie beispielsweise den Bauchmuskeln, an Spannung. Dies wiederum verursacht dann ein Gefühl von Atemnot. In den Fällen einer milden Ausprägung der Erkrankung treten die Schlaflähmungsattacken in der Regel weniger als einmal pro Monat auf. Bei einer schweren Form von Schlafparalyse können die Episoden hingegen mehrmals pro Woche oder sogar mehrmals pro Nacht auftreten. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine Schlafparalyse auch als einmaliges Erlebnis auftreten kann.



Wie gehe ich als Betroffene Person am besten damit um?

Zunächst kann man sagen das in den meisten Fällen keine therapeutische Intervention erforderlich ist, da nur wenige Personen Belastungen oder Beeinträchtigungen im Alltag sowie im sozialen oder beruflichen Leben erleben. Bislang existieren keine Behandlungsmöglichkeiten der Schlafparalyse, die wissenschaftlich belegt sind. Der erste Schritt besteht darin, sich als Betroffene oder Betroffener bewusst zu machen, dass es sich bei der Schlafparalyse nicht um eine bösartige Erkrankung handelt. Die Erfahrung mag sehr unangenehm sein und Ängste auslösen, aber sie hat im Hinblick auf die körperliche Gesundheit keinerlei negativen Auswirkungen vorausgesetzt, es handelt sich um eine leichte Ausprägung der Erkrankung.


Wenn die Schlafparalysen so intensiv sind, dass sie die Schlafgesundheit erheblich beeinträchtigen, kann in Erwägung gezogen werden, medikamentös einzugreifen. Dabei kann versucht werden, den REM-Schlaf mithilfe der Medikamente zu unterdrücken. Solch derartige Maßnahmen sind nur unter Anleitung und in Absprache mit einem Arzt oder einem qualifizierten Gesundheitsdienstleister durchzuführen. Um Schlafparalysen vorzubeugen, können Betroffene folgende Maßnahmen ergreifen:


  • Schlafhygiene (genügend Schlaf, regelmäßige Schlafenszeiten)

  • Stressbewältigungsstrategien durchführen (z. B. Zeitmanagement, Meditation, Grenzen setzen)

  • Gedimmtes Licht am Bett

  • Vermeiden der Rückenlage (z. B. versuchen auf dem Bauch, auf der Seite einzuschlafen)


Sollte sich die betroffene Person eine Schlaflähmung durchleben, so kann ein Eingreifen von außen die Attacke beenden – etwa das Ansprechen oder eine Berührung. Diese Tipps können daher hilfreich sein:


  • Lebst du in einer Partnerschaft, kannst deinen Partner oder deine Partnerin auf deine Erkrankung hinweisen und Signalgeräusche wie etwa ein Grunzen oder Stöhnen vereinbaren, um im Falle einer Schlafparalyse auf sich aufmerksam zu machen.

  • Versuche während deiner Einschlafphasen zu Üben, den kleinen Finger oder die gesamte Hand zu bewegen. Durch dieses Training kannst du lernen, diese Handlung auch während einer Schlafparalyse auszuführen und dadurch die Episode zu unterbrechen. Gleiches gilt für das Rollen der Augen.


In der faszinierenden Welt des Schlafs zeigt uns die Schlafparalyse, dass unser Geist manchmal zwischen zwei Welten gefangen sein kann – der Traumwelt und der Realität. Diese einzigartige und zugliech beängstigende Erfahrung, begleitet von Bewegungsunfähigkeit und intensiven Empfindungen, wirft einen Blick auf die mysteriösen Aspekte des menschlichen Geistes während des Schlafs. Obwohl sie beängstigend sein kann, lehrt uns die Schlafparalyse auch viel über die rätselhaften Grenzen zwischen Schlaf und Wachsein, und wie unsere Psyche in diesem faszinierenden Zustand agiert.



Quellen

Mayer, G. & Fuhrmann, M. (2022). Sleep Paralysis and Extraordinary Experiences. Journal of Anomalous Experience and Cognition. https://www.igpp.de/eks/pdf/Mayer_Fuhrmann_Schlafparalyse_Umfrage.pdf

Fuhrmann, M. & Mayer, G. (2016). Schlafparalyse. Phänomenologie – Deutungen – Coping. Zeitschrift für Anomalistik, 16(3), 275/306. https://www.anomalistik.de/images/pdf/zfa/zfa2016_3_275_fuhrmann_mayer.pdf

Arzt, M., Becker, H., Fietze, I., Ficker, J. et al. (2009). Somnologie. Springer Verlag https://www.dgsm.de/fileadmin/dgsm/leitlinien/s3/S3 Leitlinie_Nicht_erholsamer_Schlaf-Schlafstoerungen.pdf

o.A. (2021). Schalf & Schlafstadien. Gesundheit. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/gehirn-nerven/schlafstoerungen/schlafstadien.html

Sharpless B. (2016). A clinician’s guide to recurrent isolated sleep paralysis. Neuropsychiatr Dis Treat.1761/1767 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4958367/



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