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Wohnpsychologie: Wie dein Zuhause dir helfen kann den Winterblues zu vertreiben


Bild von Jill Wellington auf Pixabay

In der besinnlichen Jahreszeit rückt nicht nur die Weihnachtsfreude in den Mittelpunkt, sondern auch die Bedeutung der Wohnpsychologie für unser Wohlbefinden. Wie können wir durch bewusste Gestaltung, Gemütlichkeit und eine durchdachte Einrichtung in unserem Zuhause eine harmonische Oase schaffen, die uns inmitten der festlichen Hektik und kalten Jahreszeit, Ruhe und Freude schenkt? Denn die Atmosphäre im eigenen Zuhause kann maßgeblich unsere Stimmung beeinflussen. Durch die gezielte Integration von ausreichend Licht, lebendigen Farben und einer gewissen Ordnung in den Wohnräumen lässt sich dem Winter-Blues und der herbstlichen Niedergeschlagenheit wirkungsvoll vorbeugen oder entgegenwirken. Oft genügt es schon ein paar sorgfältig ausgesuchte Wohndetails in Angriff zu nehmen.


In diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, dass die Wohnpsychologie nicht nur einen Einfluss auf unser allgemeines Wohlbefinden und unsere Psyche hat, sondern auch im therapeutischen Kontext integriert werden kann. Es ist interessant, diesen Aspekt im Hinterkopf zu behalten und zu berücksichtigen, wie unsere Wohnumgebung einen bedeutenden Beitrag zu unserer mentalen Gesundheit leisten kann.


 

Relevanz der Wohnpsychologie im Therapeutischen Zusammenhang

Zu allererst ist zu erwähnen das die Wohnsituation gesundheitsförderlich (salutogen), aber auch störend bis krankmachend (pathogen) auf uns wirken kann. Die Verknüpfung von Gesundheitsaspekten mit den Wohnbedingungen von Personen mit psychischen Erkrankungen ermöglicht es gezielte Interventionen im Rahmen einer Therapie zu ergreifen. Jedoch müssen für eine erfolgreiche Beratung, die Ziele der Beratung in Bezug auf den Raum oder die Umgebung des Individuums betrachtet und integriert werden. Ohne diesen Schritt ist die Wohnpsychologie nur vage anwendbar und verliert an Klarheit.


Dadurch das es nur wenige Forschungen zum direkten Zusammenhang spezifischer Störungsbilder mit Einflüssen der Wohnsituation gibt, ist es sinnvoll, eine wohnpsychologische Intervention nicht an bestimmte Störungsbilder (z. B. Depression) zu knüpfen sondern an die in der individuellen Beratung oder Therapie formulierten Ziele. Das kann etwa die Belastungsreduktion sein oder zum Beispiel neue soziale Kontakte zu knüpfen usw. Mögliche Ansätze zur Lösung könnten die Einbindung entspannender Elemente (wie Naturdetails und Bilder), eine verbesserte Strukturierung des Gemeinschaftsbereichs, die Schaffung persönlicher Rückzugsorte oder die angemessene Berücksichtigung von Privatsphäre und ähnlichem sein. Hierbei wird nicht nur an der Umgestaltung des physischen Raums gearbeitet, sondern auch an der Bereitschaft der betroffenen Person, Veränderungen aktiv mitzugestalten. Damit existiert eine therapeutische Relevanz der Wohnpsychologie.


Die individuelle Ausgestaltung des Wohnraums führt nicht nur zu einer Steigerung der objektiven Wohnqualität, sondern beeinflusst auch den persönlichen Gestaltungsprozess des Einzelnen. Eine Steigerung der Befindlichkeit kann therapeutische Prozesse ganz wesentlich unterstützen. In einer systemischen Therapieform könnte z. B. die Wohn- und Raumsituation und der Umgang damit als Teil des Systems einer Familie oder auch eines Paares gesehen werden. Der Umgang mit Raum, Privatheit, Rückzugsmöglichkeiten usw. ergeben dann die Interventionsmöglichkeiten.


Zusammenfassend kann die Wohnpsychologie im Therapeutischen Kontext, unterstützend in der psychologischen Praxis und in der Psychotherapie angewendet werden. Beispielsweise durch die Integration der spezifischen räumlich-sozialen Lebensumstände der betroffenen Person für therapeutische oder beratende Maßnahmen. Zur Anregung für eine Optimierung von bisherigen Wohnverhältnissen und Förderung des Gestaltungswunschs der Betroffenen. Stärkung von Selbstwirksamkeit, Reflexion der persönlichen Wohngeschichte als Aspekt von Identifikationsprozessen und für ein besseres Verständnis der Lebenszusammenhänge von Betroffenen und für die Entstehung spezifischer Störungsbilder.


Die Prinzipien der Wohnpsychologie

Das was den Herbst beziehungsweise Winter momentan so ungemütlich macht, ist vor allem die Kälte, der Lichtmangel und beim ein oder anderen die zum Teil daraus resultierenden mangelnden sozialen Aktivitäten oder das verminderte Aufhalten an der frischen Luft. Das was wir während dieser Jahreszeit brauchen sind Gefühle der Gemütlichkeit und des Wohlfühlens in unserem eigenen Zuhause, wenn man schon so viel mehr Zeit drinnen verbringt. Doch was macht Gemütlichkeit eigentlich aus? Es sind Beständigkeit und Balance. Entscheidend ist eine klare Gestaltung, die in der Einrichtung bzw. Dekoration konsequent verfolgt wird. Ein gewählter Stil, den man als persönlich ansprechend empfindet und dem man deshalb treu bleibt, spielt dabei eine zentrale Rolle. Dazu kommt eine ausgeglichene Verteilung. Beispielsweise lässt sich die Couch als Inbegriff der Gemütlichkeit am besten genießen und schätzen, wenn sie von keiner Unordnung umgeben ist und von warmen Wänden eingefasst wird, anstatt von kahlen Betonflächen.

Je ausgeglichener und einheitlicher die Raumgestaltung, desto einfacher fühlt man sich darin in der Regel auch selbst ausgeglichen und zentriert. Der Trick besteht darin, durch geschickte Anordnung von Möbeln und Dekoration eine harmonische Atmosphäre zu schaffen und dadurch positive Emotionen und Wohlgefühl zu wecken. Ein Beistelltisch mit einer optisch und haptisch ansprechenden Oberfläche, ein weicher, kuscheliger Teppich oder kleine Dinge, die man mit einer Geschichte verbindet, sind das Grundgerüst für einen Ort, an dem man sich wohl fühlt.


Räume sollen auch die Bedürfnisse nach Sicherheit, Schutz und Geborgenheit befriedigen (diese Bedürfnisse können gestört werden z. B. durch unzuverlässige Beheizbarkeit oder durch fremdbestimmte Beheizung). Innerhalb der eigenen Wände ist i.d.R. keine Bedrohung zu erwarten. Je größer die Räumlichkeiten, desto mehr Schutzraum zur individuellen Entfaltung ist vorhanden. Wird ein Raum jedoch zu groß, verliert der Mensch die Kontrolle darüber und er empfindet die Räumlichkeiten als ungemütlich, und fühlt sich "verloren". Beispielsweise versammeln sich in solchen Fällen die Familienmitglieder häufig gemeinsam am Esstisch oder in der kleinen Küche, um dieses Gefühl zu vermindern.

Innenarchitekten und Architekturpsychologen haben herausgefunden, dass wir am besten auf dem so genannten "mittleren Erregungsniveau" funktionieren. Das bedeutet, dass unser Wohlbefinden in vielerlei Hinsicht eine Art Balance-Akt ist. Die Kunst liegt demnach darin, die Umgebung nicht zu komplex und nicht zu eintönig zu gestalten. Nicht zu warm – nicht zu kalt. Nicht zu hell – aber auch nicht zu dunkel. Das richtige Maß zwischen Ordnung und Vielfalt bzw. zwischen schwachen und groben Reizen zu finden, so dass weder Langeweile durch Monotonie, noch Anspannung durch Chaos erzeugt wird. Dies sorgt dafür wie wohl wir uns in unseren eigenen vier Wänden fühlen.


Geborgenheit und Wohlbefinden für dein Zuhause

Grundsätzlich gibt es Wohnbedürfnisse die für jeden gelten und jeder und jede befriedigt haben möchte. Diese sorgen dafür, dass wir uns unter anderem in unserem Zuhause wohl und geborgen (gemütlich und sicher) fühlen. Hier sind nun 4 von ihnen aufgelistet (die teilweise zuvor erwähnt wurden):


  1. Sicherheit – Sie hat eine tiefe evolutionäre Verankerung, denn auch heute noch betrachten wir eine Wohnung als eine Art "sichere Höhle", die uns Schutz und körperliche Unversehrtheit bietet. Das persönliche Sicherheitsbedürfnis lässt sich leicht anhand der Frage beurteilen: "Könntest du dir vorstellen, bei offener Tür zu schlafen?" Einige Menschen fühlen sich bereits sicher, wenn die Wohnungstür abgeschlossen ist, während andere erst durch ein Sicherheitsschloss ein Gefühl der Geborgenheit erfahren. Es gibt sogar Menschen, die nur dann gut schlafen können, wenn auch die Schlafzimmertür geschlossen ist.

  2. Rückzug – Privatsphäre spielt eine entscheidende Rolle für das Wohlbefinden in einer Wohnung. Die Anwesenheit von Rückzugsorten, die Raum für Ruhe und Erholung bieten, beeinflusst maßgeblich, ob sich jemand in seinem Zuhause wohl fühlt. Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern ist das Bedürfnis nach einem eigenen Bereich (Raum), sei es zum Spielen oder Ausruhen stetig vorhanden.

  3. Selbstdarstellung – In einer Wohnung möchte ich mich nicht nur wohl fühlen, sondern sie soll auch meine Persönlichkeit widerspiegeln. Für viele Menschen wird die Wohnung zu einer Art Visitenkarte, die repräsentativ ist und den eigenen Stil reflektieren soll. Angefangen von der Innenarchitektur über die individuelle Außenfassade bis hin zu einem schön angelegten Garten.

  4. Gestalten der Umwelt und Ästhetik – Das Verlangen, die unmittelbare Umgebung selbst zu gestalten, ist inherent für jeden Menschen. Besonders bei Frauen zeigt sich dieses Bedürfnis sehr ausgeprägt, und das Einrichten einer Wohnung oder eines Eigenheims wird als kreativer Prozess sorgfältig geplant und umgesetzt. Dabei variieren unsere ästhetischen Grundbedürfnisse beträchtlich.


Allgemein sollte darauf geachtet werden, Räume, die häufig und für längere Zeit genutzt werden, hell zu erleuchten. Dafür eignen sich spezielle Lampen, die Tageslicht simulieren. Farben wie Gelb, Orange, Rot sowie rotbetonte Violett- und Beerenfarben können Wärme und Geborgenheit vermitteln. Große Flächen wie Wände, Vorhänge oder Schränke hingegen in Blau oder Grün zu gestalten, insbesondere bei Depressionen ist nicht besonders förderlich. Zu dunkle Farben werden oft als kühl und negativ empfunden.


Liegt zudem in einer Wohnung viel Zeug herum, kann das stören und auf die Stimmung schlagen - muss es aber nicht. Eine Wohnung kann auch Ordnung ausstrahlen, ohne perfekt aufgeräumt zu sein. Wichtig ist es aber, dass Herumliegendes einem Konzept folgt. Z. B. ist es in Ordnung, wenn man vorhandene Linien im Raum aufgreift, und stapelweise Zeitschriften oder Bücher auf dem Boden ansammelt. Das kann wiederum Ruhe in den Raum bringen. Pflanzen jeglicher Art haben grundsätzlich eine positive Wirkung auf Menschen. Laut Studien, darunter der Bericht "Arbeitsmotivation 2014" der ManPowerGroup und "The Pink Study" von Alexander Schauss, sowie Forschungen des US-amerikanischen Wissenschaftlers Roger Ulrich zwischen 1972 und 1981 zeigen, dass die Farbe Grün und die Anwesenheit von grüner Natur entspannend wirken, die Stimmung heben und somit das allgemeine Wohlbefinden steigern. Die Anwesenheit von grüner Farbe bzw. grüner Natur fördert zudem die eigene Aufmerksamkeitsspanne und kann den Stress reduzieren.

Die Architektur kann viel dazu beitragen, dass Gemütlichkeit eine Chance bekommt. Wer das Gefühl von Gemütlichkeit erleben möchte, der sollte eben auf gedämpftes Licht und matte Wände setzen. Dazu mit warmen Farben und weichen Materialien arbeiten. Insgesamt werden weiche Formen (Runde, ovale Möbel) und auch eine gedämpfte Akustik (Stoffbezüge, Teppich) und ein weicher Geruch (Lavendel, Vanille) als gemütlich empfunden. Im Gegensatz dazu sind harte Formen (rechteckige Möbel), harte Materialien (Stein, Metall) ungemütlich. Farbtöne wie Beige und Braun, oft als "Höhlenfarben" bezeichnet, stehen an der Spitze der Wohlfühlatmosphäre, wobei auch Rot und Orange als gemütlich empfunden werden können. Zumindest so lange nicht damit übertrieben wird. Andernfalls machen sie aggressiv. Wenn du dein Zuhause gemütlicher gestalten möchtest oder eine angenehmere Atmosphäre schaffen willst, solltest du dich also unter anderem folgenden 5 Aspekten widmen:


Wärme

Das Wärme uns gut tut, das merken wir schon im Mutterleib. Wärme durchzieht den Körper, gibt uns Energie und hat zugleich doch eine entspannende Wirkung. Die Muskeln lockern sich und Anspannungen lösen sich wie von Geisterhand. Ein Kaminfeuer, eine Wärmflasche, ein Tee oder einfach eine dicke Wolldecke reichen da schon und wir wärmen uns auf – entspannen uns.

Licht

Farben

Gerüche

Pflanzen

In der festlichen Jahreszeit wird die Bedeutung der Wohnpsychologie besonders spürbar. Die Gestaltung unserer Umgebung spielt eine entscheidende Rolle für unser Wohlbefinden. Inmitten der festlichen Hektik ist es wichtig, einen harmonischen Rückzugsort zu schaffen. Die bewusste Gestaltung seines Zuhauses, das Schaffen von Gemütlichkeit und eine stimmige Dekoration können nicht nur das Ambiente, sondern auch unsere Stimmung beeinflussen. Während wir uns in die festliche Atmosphäre unserer liebevoll gestalteten Räume hüllen, erinnern wir uns daran, dass wahres Glück oft in den kleinen, sorgfältig gestalteten Details zu finden ist. Mache deine Wohnung zu einem Ort des Wohlbefindens, um unter anderem die Weihnachtszeit zu genießen und deine psychische Gesundheit mit kleinen Veränderungen in deinem Zuhause zu unterstützen. Ich wünsche dir Viel Spaß dabei!


Quellen

Linke, U. (2010). Die Psychologie des Wohnens. Nymphenburger. Reichl, H. (2015). Wohnpsychologie in der Praxis – Anwendungsfelder auf der Grundlage salutogener Lebenswelten. https://www.iwap.institute/wp-content/uploads/2020/05/Wohnpsychologie-in-der-Praxis.pdf
Richter, G. (2004). Architekturpsychologie Eine Einführung (2. Auflage). Pabst Science.

Schauss, A. (1985). The Physiological Effect of Color on the Suppression of Human Aggression: Research on Baker-Miller Pink. https://www.researchgate.net/publication/236843504_The_Physiological_Effect_of_Color_on_the_Suppression_of_Human_Aggression_Research_on_Baker-Miller_Pink

Verlag Dashöfer (2014, 22. April). Studie: Die 10 wichtigsten Gründe, warum der Job Spaß macht. Dashoefer
https://www.dashoefer.de/newsletter/artikel/studie_die_10_wichtigsten_gruende_warum_der_job_spass_macht.html?nl=77450

(2016). Wohnpsychologiehttps://docplayer.org/40150047-Inhalt-wohnpsychologie.html

(o. D.). Kinderzimmer-Haus Magazin. Wie können Räume so gestaltet werden, dass sich Menschen darin wohlfühlen? Interview https://www.kinderzimmer-haus.de/magazin/wohnpsychologie/






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