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Achtsame Kommunikation und die psychische Gesundheit


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In einer Welt, die von hektischen Zeitplänen und technologischen Fortschritten geprägt ist, wird die Bedeutung einer bewussten und wertschätzenden Kommunikation für unser psychisches Wohlbefinden oft übersehen. Denn oftmals - täglich, läuft die Kommunikation unbewusst ab. Doch dabei ist Kommunikation eines der zentralen Bedürfnisse des Menschen, was zahlreiche Studien belegen. Unsere Interaktionen mit anderen können einen direkten Einfluss auf unser Selbstwertgefühl und unsere psychische Gesundheit haben. Zudem spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle für unser Kohärenzgefühl, das wiederum Resilienz und Wohlbefinden fördert. Doch Kommunikation geht weit über den reinen Austausch von Informationen hinaus. Sie umfasst auch nonverbale Elemente wie Körpersprache und Stimmlage, die maßgeblich dazu beitragen, wie wir uns fühlen und wie wir von anderen wahrgenommen werden. In diesem Artikel erkunden wir die Bedeutung einer achtsamen Kommunikation für unsere psychische Gesundheit und geben praktische Tipps, wie wir unsere Gespräche weg von oberflächlichen Gesprächen hin zu tiefgreifenden Verbindungen entwickeln können.


 

Kommunikation

Wenn wir über Kommunikation nachdenken, neigen wir oft dazu, uns auf das gesprochene Wort zu konzentrieren. Ob es nun persönliche Gespräche, E-Mails, Videochats oder Telefonate sind, diese Formen der Kommunikation laufen oftmals bewusst und faktenbasiert ab. Wir können Wörter und Inhalte gezielt wählen, um unsere Botschaften zu vermitteln. Doch was viele nicht wissen, ist, dass dieser Teil der Kommunikation lediglich 7 Prozent dessen ausmacht, was Menschen tatsächlich verarbeiten. Der Großteil unserer Kommunikation findet auf einer tieferen Ebene statt – jenseits bloßer Fakten. Etwa 55 Prozent werden durch unsere Körpersprache beeinflusst. Zum Beispiel die Art, wie wir unseren Körper halten, unsere Gestik und der Augenkontakt. Wenn wir auch unsere Stimmlage berücksichtigen, vervollständigt sich das Bild um weitere 38 Prozent.


Kommunikation ist also weit mehr als nur das "was" wir sagen. Es geht vielmehr darum, "wie" wir etwas sagen – unsere Art und Weise, wie wir anderen gegenübertreten, formt unsere Interaktionen und beeinflusst die Qualität unserer Beziehungen viel mehr als das, was du tatsächlich machst (die bloße Handlung). Ein besonders interessanter Aspekt ist die Verbindung zwischen Kommunikation und unserer psychischen Gesundheit. Resilienz und Wohlbefinden sind grundlegende Elemente einer stabilen mentalen Gesundheit. Antonovsky (1987) beschreibt dieses Gefühl des Wohlbefindens und der Widerstandsfähigkeit als Kohärenz. Dieses Gefühl hängt davon ab, ob wir Situationen und Begegnungen als handhabbar, sinnvoll und verständlich empfinden.


Unsere täglichen Interaktionen und die Art und Weise, wie wir kommunizieren, können also erheblichen Einfluss auf unser Kohärenzgefühl haben. Das bedeutet, dass die Qualität unserer Gespräche nicht nur unser zwischenmenschliches Erleben beeinflusst, sondern auch unsere psychische Gesundheit und unsere Fähigkeit zur Resilienz stärkt oder schwächt.


Auswirkungen von Kommunikation auf unsere Gesundheit

Unsere Gesprächsführung und die Art und Weise, wie wir kommunizieren, haben erhebliche Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Hier sind einige der wichtigsten Auswirkungen:


1. Stressniveau: Eine ungesunde Gesprächsführung kann zu erhöhtem Stress und somit zur Ausschüttung von Stresshormonen führen.

2. Psychisches Wohlbefinden: Respektvolle, einfühlsame und gesunde Gesprächsführung kann zu einem positiven Selbstbild, erhöhtem Selbstvertrauen und einer verbesserten psychischen Gesundheit führen.

3. Psychosomatische Verbindungen: Die Kommunikation kann eine Rolle bei der Entstehung von psychosomatischen Beschwerden spielen.

4. Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen: Eine gesunde, offene und einfühlsame Kommunikation fördert Vertrauen & gesunde zwischenmenschliche Beziehungen.

5. Behandlungsergebnisse: In der Gesundheitsversorgung kann eine gesunde Gesprächsführung zwischen Patient:in, Arzt, Ärztin oder Therapeut:in die Behandlungsergebnisse beeinflussen.

6. Selbstwertgefühl und Selbstwirksamkeit: Eine gesunde, offene und respektvolle Kommunikation kann das Selbstwertgefühl und die Selbstwirksamkeit stärken.

7. Soziale Unterstützung: Gesunde Kommunikation beinhaltet oft eine soziale Unterstützung, die sich positiv auf das Immunsystem auswirken kann. Studien haben gezeigt, dass soziale Unterstützung das Immunsystem stärken und die Genesung von Krankheiten beschleunigen kann.

8. Förderung von gesundem Verhalten: Gesunde Kommunikation kann auch dazu beitragen, gesundes Verhalten zu fördern.


*Die Auswirkungen sind natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich.


Eine facettenreiche und gesunde Kommunikation ist von unschätzbarem Wert für unser ganzheitliches Wohlbefinden. Durch eine positive und offene Kommunikation können wir nicht nur Stress und Einsamkeit reduzieren, sondern auch unser Selbstwertgefühl stärken und ein Gefühl der Zugehörigkeit und Anerkennung fördern, was wiederum die mentale Gesundheit fördert. Menschen, die sich gehört und wertgeschätzt fühlen, sind in der Regel zufriedener und haben ein höheres Selbstwertgefühl. Sie dient als Werkzeug zur Problemlösung, Konfliktbewältigung und Entscheidungsfindung. Auf der anderen Seite können misslungene Kommunikationsversuche zu Missverständnissen, ungelösten Konflikten und emotionalen Belastungen führen. Rücksichtslose oder respektlose Kommunikation kann beispielsweise zu Stress, Angst und Frustration führen.



Was ist achtsame Kommunikation?

Achtsame Kommunikation, auch bekannt als achtsames Zuhören oder Sprechen, ist ein Ansatz zur Interaktion, bei welchem es darum geht, vollständig präsent und engagiert im Gespräch zu sein, ohne dabei zu urteilen. Es geht darum, mit Bedacht und Klarheit zu antworten, während man sich bewusst auf den aktuellen Moment konzentriert. Diese Art der Kommunikation basiert auf den Prinzipien der Achtsamkeit, die eine tiefe Präsenz und Aufmerksamkeit für den gegenwärtigen Augenblick beinhalten.


Achtsame Kommunikation geht über die bloßen Worte, die wir sagen, hinaus. Es fokussiert sich darauf, wie wir sprechen, wie wir zuhören und welche Absichten wir dabei haben. Es integriert Elemente des aktiven Zuhörens, der Empathie, der nicht reaktiven Reaktion und eines nachdenklichen Ausdrucks. Die Bedeutung von achtsamer Kommunikation liegt in ihrer Fähigkeit, gewöhnliche Interaktionen in einen bedeutsamen Austausch zu verwandeln. Indem sie echtes Verständnis und Empathie fördert, kann sie zu tieferen und authentischeren Beziehungen führen. Darüber hinaus trägt achtsame Kommunikation zur Stärkung des Selbstbewusstseins und zur Förderung der emotionalen Regulation bei, was wiederum die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden verbessern kann. 



Schlüsselelemente der achtsamen Kommunikation

  • Aktives Zuhören: Dabei handelt es sich um eine Zuhörtechnik, bei der der Zuhörer dem Sprecher seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Aktives Zuhören geht über das bloße Hören der gesprochenen Worte hinaus. Es wird auf die Körpersprache, den Tonfall und andere nonverbale Hinweise des Sprechers geachtet, die oft ebenso viele, wenn nicht sogar mehr Informationen vermitteln als die Worte selbst.

  • Wertfreie Anerkennung: Darunter versteht man das Akzeptieren der Gedanken, Gefühle und Erfahrungen anderer ohne Urteil oder Bewertung. Es bedeutet, offen und empfänglich für das zu sein, was die andere Person kommuniziert, ohne dass Vorurteile oder vorgefasste Meinungen unser Verständnis dominieren.

  • Klarer und mitfühlender Ausdruck: Hierbei sollen wir unsere Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse auf ehrliche und rücksichtsvolle Weise kommunizieren. Dazu gehört es, eine klare, prägnante Sprache zu verwenden, sich direkt und respektvoll auszudrücken und Vorwürfe, Kritik oder Abwehrhaltung zu vermeiden. Die Gefühle und Perspektiven der anderen Person sollen uns bewusst sein und wir sollten auf eine Weise kommunizieren, die ihre Erfahrungen respektiert und bestätigt. Dieser Ansatz hilft, Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden und fördert auch Empathie und Verbundenheit.

  • Achtsame Stille und Reflexion: Das ist die Praxis des bewussten Innehaltens und Nachdenkens während Gesprächen. Anstatt überstürzt zu antworten, nehmen wir uns einen Moment Zeit, um das Gesagte zu verarbeiten und unsere Antwort sorgfältig abzuwägen. Diese Praxis hilft uns, überlegter und effektiver zu reagieren, anstatt impulsiv und unüberlegt zu reagieren. Wir bekommen Raum, mit uns selbst in Kontakt zu kommen und unsere Gedanken, Gefühle und körperlichen Empfindungen wahrzunehmen. Dies kann uns helfen, uns selbst bewusster zu werden und unsere Emotionen während Gesprächen effektiver zu steuern.


Die 5 wichtigsten Vorteile einer achtsamen Kommunikation

1. Verbesserte Beziehungen: Unser gegenseitiges Verständnis und Respekt wird gefördert. Zudem werden unsere persönlichen und beruflichen Beziehungen gestärkt.

2. Erhöhtes Verständnis und Empathie: Wir werden ermutigt, effektiver zuzuhören und die Perspektiven anderer zu verstehen, wodurch unsere Fähigkeit zur Empathie und Mitgefühl gestärkt wird.

3. Bessere Entscheidungsfindung: Ermöglicht uns den klaren Ausdruck und das Verständnis von Ideen, was zu einer fundierteren Entscheidungsfindung in verschiedenen Aspekten des Lebens führen kann.

4. Persönliches Wachstum: Wir werden besser auf unsere eigenen Denkprozesse und emotionalen Reaktionen eingestellt und fördern so Selbstbewusstsein und persönliches Wachstum.

5. Konfliktlösung: Indem reaktive Reaktionen vermieden werden und stattdessen Verständnis und Empathie gefördert werden, kann achtsame Kommunikation ein wirksames Instrument zur Lösung von Meinungsverschiedenheiten und Konflikten sein. Im Wesentlichen ist achtsame Kommunikation eine Fähigkeit, die die Qualität unserer Interaktionen, Beziehungen und unseres allgemeinen Wohlbefindens erheblich verbessern kann.


Übung

Übung macht den Meister – auch im Falle von achtsamer Kommunikation. Eine einfache Übung, die Du ohne viel Vorbereitung und Grundwissen durchführen kannst, um achtsames Kommunizieren zu trainieren, ist folgende:

  • Suche dir eine Gesprächspartnerin oder einen Gesprächspartner.

  • Setzt euch einander gegenüber und erlaubt euch in einem Moment der Stille anzukommen.

  • Nun spricht eine Person über ein Thema, während die andere Person offen und aufmerksam zuhört, ohne zu unterbrechen, zu nicken oder dem Thema aktiv etwas hinzuzufügen.

  • Jetzt gibt die Zuhörerin oder der Zuhörer wieder, was sie oder er verstanden hat.

  • Danach werden die Rollen getauscht.


Am Ende dieser Übung wird dir auffallen, wie schwierig es ist, aufmerksam zuzuhören, ohne sich aktiv am Gespräch zu beteiligen. So werden negative Reaktionsmuster offengelegt, die dir in einer alltäglichen Kommunikationssituation nicht auffallen würden.


Achtsame Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle für unser psychisches Wohlbefinden, indem sie uns ermöglicht, bewusster und einfühlsamer zu interagieren. Durch die bewusste Wahl unserer Worte und die Aufmerksamkeit auf nonverbale Signale können wir Missverständnisse minimieren und die Qualität unserer Beziehungen verbessern. Diese Art der Kommunikation fördert auch Selbstreflexion und Empathie, indem sie uns dazu ermutigt, unsere eigenen Gedanken und Gefühle zu erkennen und sie klar auszudrücken. Auf diese Weise kann achtsame Kommunikation dazu beitragen, Konflikte zu lösen, Stress abzubauen und ein unterstützendes soziales Umfeld aufzubauen, was letztendlich zu einer verbesserten psychischen Gesundheit führt.



Quellen

Breker M. (2020, 03. Juni). Achtsame und mitfühlende Kommunikation schafft Verbindung. Achtsamkeits-Zentrum. https://www.achtsamkeits-zentrum.de/mitfuehlende-kommunikation  

Linda Leinweber. (2022, 22. Januar). Gute Kommunikation – ein Muss für psychische Gesundheit. lindaleinweber. https://lindaleinweber.com/gute-kommunikation-ein-muss-fuer-psychische-gesundheit/

Mindlead-Institut. (o. D.). Achtsame Kommunikation in Unternehmen. Mindlead-Institut. https://www.mindlead-institut.com/achtsame-kommunikation-im-unternehmen/#:~:text=Was%20versteht%20man%20unter%20achtsamer,authentisch%20zum%20Ausdruck%20zu%20bringen.

Nhat Hanh, T. (2019). Achtsam sprechen - achtsam zuhören: Die Kunst der bewussten Kommunikation. Knaur MensSana.

Satir, V. (2002). Selbstwert und Kommunikation. Familientherapie für Berater und zur Selbshilfe. Klett Cotta Verlag.

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