Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) ist eine schwere psychische Erkrankung, die nach extrem belastenden Ereignissen auftreten kann. Besonders Kriegserlebnisse hinterlassen tiefe seelische Wunden. Menschen, die direkt oder indirekt von Krieg betroffen sind, wie Soldaten, Zivilisten und Kriegsflüchtlinge, sind einem hohen Risiko ausgesetzt, PTBS zu entwickeln. Während direkt Betroffene das Grauen des Krieges direkt erleben, leiden auch indirekt Betroffene psychisch stark. Für Angehörige und Freunde ist es wichtig, Unterstützung zu bieten, ohne zusätzlichen Druck auszuüben
Indirektes Trauma bei Kriegsflüchtlingen
Flüchtlinge, die vor Kriegen fliehen, sind nicht immer direkt an dem Kriegsgeschehen beteiligt, aber sie erleben dennoch schwere Traumata. Der Verlust der Heimat, des gewohnten Lebensstils und die ständige Angst um das eigene Leben und das der Familie können tiefe Spuren hinterlassen. Viele Kriegsflüchtlinge sind außerdem indirekte Zeugen von Gewalt – sie sehen, wie ihre Städte zerstört werden, hören von den grausamen Taten oder müssen hilflos dabei zusehen, wie geliebten Menschen schreckliche Taten angetan werden. Solche Erlebnisse können bei den Betroffenen genauso zu PTBS führen wie bei denen, die die Gewalt direkt miterleben.
Besonders Flüchtlinge erleben oft eine andauernde Unsicherheit, auch nachdem sie das Kriegsgebiet verlassen haben. Sie sind mit neuen Herausforderungen wie unsicheren Asylverfahren, Sprachbarrieren, dem Verlust von sozialer Unterstützung und Vorurteilen konfrontiert. Diese Belastungen können die Verarbeitung der erlebten Traumata zusätzlich erschweren und die Genesung behindern.
Auswirkungen indirekter Traumata bei Kriegsflüchtlingen
Die Symptome von PTBS bei Kriegsflüchtlingen ähneln denen von Menschen, die direkt in die Kriegshandlungen verwickelt waren. Häufig leiden sie unter ständiger Angst, wiederholten Flashbacks, Albträumen und dem Gefühl der emotionalen Abgestumpftheit. Flüchtlinge können auch depressive Verstimmungen entwickeln, das Vertrauen in andere Menschen verlieren oder Schwierigkeiten haben, Beziehungen aufzubauen. Da sie oft in ein fremdes Land kommen, in dem sie möglicherweise niemanden kennen, sind sie zusätzlich isoliert und können weniger auf soziale Unterstützungssymptome zurückgreifen.
Angehörige und Unterstützer von Kriegsflüchtlingen stehen vor der Herausforderung, den Betroffenen trotz dieser Distanz zu helfen, ohne sie zu überfordern. Es ist wichtig zu verstehen, dass auch indirekte Traumata eine ernsthafte psychische Belastung darstellen können und dass sich der Umgang damit von Person zu Person unterscheidet.
Unterstützung von Kriegsflüchtlingen mit indirektem Trauma
Für Angehörige von Menschen, die als Kriegsflüchtlinge indirekt Traumata erlebt haben, gibt es einige Wege, wie sie die betroffenen Personen unterstützen können:
1. Anerkennung des Traumas
Flüchtlinge, die „nur“ indirekt von Krieg betroffen sind, könnten das Gefühl haben, dass ihre Erlebnisse weniger schwerwiegend sind als die von Menschen, die aktiv an den Kampfhandlungen beteiligt waren. Es ist jedoch entscheiden, dass Angehörige ihre Traumata anerkennen und validieren. Das indirekte Erleben von Krieg kann ebenso verheerend sein und verdient genauso viel Verständnis und Mitgefühl.
2. Schaffung eines sicheren Raums
Menschen, die aus Kriegsgebieten fliehen, suchen Sicherheit und Stabilität. Angehörige und Freunde können helfen, einen sicheren und stabilen Rahmen zu schaffen, in dem die Betroffenen sich emotional und physisch sicher fühlen. Ein stabiles Umfeld kann es ihnen ermöglichen, sich langsam zu öffnen und das Erlebte zu verarbeiten.
3. Ermutigung zu professioneller Hilfe
Wie bei direkt traumatisierten Personen ist professionelle Hilfe auch für Kriegsflüchtlinge von großer Bedeutung. Viele Flüchtlinge haben nicht sofort Zugang zu psychotherapeutischer Unterstützung oder zögern, diese in Anspruch zu nehmen. Angehörige können hier eine wichtige Roll spielen, indem sie Betroffene ermutigen, professionelle Therapieansätze wie Trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie (TFCBT) oder Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) zu nutzen.
4. Unterstützung bei der Integration
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Hilfe bei der Integration in die neue Umgebung. Kriegsflüchtlinge sind oft mit einer völlig fremden Kultur, Sprache und Lebensweise konfrontiert. Angehörige können hier unterstützen, indem sie den Betroffenen helfen, sich in der neuen Gesellschaft zurechtzufinden, sei es durch die Begleitung zu Ämtern, das Lernen der Sprache oder das Aufbauen neuer sozialer Netzwerke.
5. Emotionale Unterstützung und Zuhören
Wie bei allen Traumata ist es auch bei indirekten Traumata wichtig, den Betroffenen zuzuhören und ihre Gefühle zu validieren. Angehörige sollten versuchen, einen offenen und wertfreien Raum für Gespräche zu bieten, ohne den Druck auszuüben, dass der Betroffenen über seine Erlebnisse sprechen muss. Manchmal ist allein die Anwesenheit eines vertrauten Menschen schon eine große Hilfe.
6. Förderung von Selbsthilfegruppen
Selbsthilfegruppe für Flüchtlinge, die ähnliche Erlebnisse teilen, können eine wertvolle Unterstützung sein. Sie bieten den Raum, um sich mit anderen auszutauschen, die den Verlust von Heimat, Familie und Sicherheit ebenfalls erfahren haben. Angehörige können helfen, solche Gruppen zu finden oder den Betroffenen ermutigen, diese Möglichkeit in Anspruch zu nehmen.
Fazit
Kriegstraumata betreffen nicht nur diejenigen, die direkt an den Kämpfen beteiligt sind, sondern auch jene, die die Gewalt und Zerstörung indirekt erleben – wie Kriegsflüchtlinge. Diese indirekten Traumata sind eine schwerwiegende psychische Belastung, die ähnliche Symptome wie direkte Traumata hervorrufen können. Angehörige können durch Geduld, Verständnis, emotionale Unterstützung und das Fördern professioneller Hilfe eine zentrale Rolle im Heilungsprozess spielen. Wichtig ist, den Betroffenen den Raum zu geben, den sie brauchen, um sich von ihren Erlebnissen zu erholen, und sie gleichzeitig sanft zu ermutigen, das Erlebte zu verarbeiten und Hilfe anzunehmen.
Quellen
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Wilkner, S., Neuner, F. Psychotherapeutische Behandlung für Geflüchtete in Deutschland: Aktuelle Versorgungslücke und Behandlungsmöglichkeiten. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. https://infodienst.bzga.de/migration-flucht-und-gesundheit/im-fokus-gefluechtete/psychotherapeutische-behandlung-fuer-gefluechtete-in-deutschland-aktuelle-versorgungsluecke-und-behandlungsmoeglichkeiten/
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