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Essstörungen erkennen und unterscheiden


Essstörung

Den Gedanken, zu dick zu sein, hatten bestimmt viele schon einmal. Aber diesen Gedanken permanent mit sich herumzutragen und ständig nur an Kalorien denken zu müssen, ist sehr belastend.

Bei einer Essstörung handelt es sich um eine ernstzunehmende und teilweise lebensbedrohliche Krankheit. Betroffene leiden unter ihren Gedanken und ihren Verhaltensweisen, welche darauf abzielen, an Gewicht zu verlieren. Leider gehen die Zahlen der Betroffenen nicht runter. Ganz im Gegenteil, gerade nach der Covid-19-Pandemie sind sie stark in die Höhe geschossen.


Anorexia nervosa

Eine Essstörung kann in zwei Formen unterteilt werden: Anorexia nervosa und Bulimia nervosa. Bei der Anorexia nervosa haben Betroffene ein, für die Körpergröße, das Alter und den Entwicklungsstand der Person, zu niedriges Körpergewicht, welches durch den Body-Mass-Index bestimmt werden kann. Durch verschiedene Verhaltensweisen verhindern die Betroffenen, dass ihr Gewicht zunimmt:

• Verhaltensweisen, die auf eine Verringerung der Energiezufuhr abzielen (weniger Essen),

• Reinigungsverhalten (z. B. Erbrechen, Nutzung von Abführmitteln)

• Verhaltensweisen, die auf eine Erhöhung des Energieverbrauchs abzielen (z. B. übermäßige körperliche Betätigung).

Die Betroffenen leben meist in ständiger Angst an Gewicht zuzunehmen und machen ihre Einschätzung über die eigene Person von Gewicht oder Form ihres Körpers abhängig. Hierbei kommt es jedoch oft zu verzerrten Einschätzungen.


Bulimia nervosa

Bulimia nervosa ist im Gegensatz zu Anorexia nervosa gekennzeichnet durch häufige, wiederkehrende Essanfälle. Bei diesen verliert die betroffene Person über einen bestimmten Zeitraum subjektiv die Kontrolle über das eigene Essverhalten und isst deutlich mehr oder isst anders als gewöhnlich und kann damit nicht aufhören. Diesen Zeitraum nennt man Binge-Eating-Episode. Binge-Eating ruft kompensatorische Verhaltensweisen hervor, die darauf ausgerichtet sind, eine Gewichtszunahme zu verhindern. Betroffene konsumieren beispielsweise Abführmittel, erbrechen sich oder betreiben exzessiv Sport. Auch hier legen die Betroffenen besonders viel Wert auf Körperform und Gewicht, welche ihre Selbsteinschätzung stark beeinflussen. Anders als bei Anorexia nervosa ist das tatsächliche Gewicht der betroffenen Personen kein Kriterium.


Binge-Eating-Störung

Die Binge-Eating-Störung ist durch häufige, wiederkehrende Episoden von Essanfällen gekennzeichnet, welche schon unter Bulimia nervosa beschrieben wurde. Im Gegensatz zu Bulimia nervosa folgen auf die Essanfälle allerdings keine kompensatorischen Verhaltensweisen, welche die Gewichtszunahme verhindern sollen. Binge-Eating ist für die Betroffenen äußerst belastend und wird häufig von negativen Gefühlen wie Schuld oder Ekel begleitet.


Behandlung

Die Behandlung der Anorexia nervosa kann mittels ambulanten Therapiesitzungen oder in einer Klinik in einem Zeitraum von vielen Monaten bis Jahren erfolgen. Im Mittelpunkt steht die Gewichtszunahme. Die Behandlung sollte bestenfalls freiwillig erfolgen. Unter Zwang sollte sie lediglich durchgeführt werden, wenn bereits alle Möglichkeiten, inklusive der Kontaktaufnahme mit anderen Einrichtungen, fehlgeschlagen sind.

Bei der Behandlung der Bulimia nervosa sollte eine Verhaltenstherapie durchgeführt werden. Die Dauer beträgt ca. ein halbes Jahr mit einer Therapiestunde im Monat, in welcher bei Kindern und Jugendlichen möglichst die Familienmitglieder mit einbezogen werden sollten.



Quellen

Dingemans, A. E., Bruna, M. J., & Van Furth, E. F. (2002). Binge eating disorder: a review. International journal of obesity.


Gradl-Dietsch, G., Föcker, M., & Hebebrand, J. (2022). Essstörungen im ICD-11 und DSM-5. In Handbuch Essstörungen und Adipositas. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.


Herpertz, S., Hagenah, U., Vocks, S., von Wietersheim, J., Cuntz, U., & Zeeck, A. (2011). Diagnostik und therapie der essstörungen. Deutsches Ärzteblatt.


Schweckendiek, D., Pauli, D., & Scharl, M. (2023). Essstörungen für den/die Gastroenterologen: in–was sich zu wissen lohnt. Zeitschrift für Gastroenterologie


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