In einer Welt, in der digitale Geräte und ständige Erreichbarkeit zum Alltag gehören, fällt es immer schwerer, sich zu konzentrieren, abzuschalten und zur Ruhe zu kommen. Zwischen sozialen Medien, ständigen E-Mail-Benachrichtigungen und einem nicht endenden Informationsfluss scheint unser Gehirn kaum noch eine Pause zu bekommen. Hier kommt Achtsamkeit ins Spiel – eine Praxis, die gerade in der digitalen Ära immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Was ist Achtsamkeit?
Achtsamkeit beschreibt die Fähigkeit, bewusst im gegenwärtigen Moment zu sein, ohne diesen zu bewerten. Sie hat ihre Wurzeln in buddhistischen Traditionen, ist jedoch mittlerweile fest in westlichen Gesundheitsansätzen verankert. Achtsamkeit bedeutet, dass man seine Aufmerksamkeit gezielt lenkt – sei es auf den Atem, Körperempfindungen oder die Umgebung. Wichtig ist dabei, nicht zu urteilen oder abzuschweifen, sondern einfach zu sein.
Die Herausforderung der ständigen digitalen Ablenkung
Durch die ständige Präsenz digitaler Medien sind wir zunehmend abgelenkt. Smartphones und Laptops fordern unsere Aufmerksamkeit mit einer endlosen Anzahl von Benachrichtigungen, Updates und Neuigkeiten. Studien zeigen, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne eines Menschen in den letzten Jahren deutlich gesunken ist – von 12 Sekunden im Jahr 2000 auf nur noch etwa 8 Sekunden im Jahr 2023. Diese Zahlen sprechen für sich: Wir haben es zunehmend schwer, uns über längere Zeiträume hinweg zu konzentrieren.
Eine 2021 veröffentlichte Studie ergab zudem, dass Menschen, die häufig multitasken – etwa durch die Nutzung mehrerer Bildschirme gleichzeitig – mehr Stress und mentale Ermüdung erleben. Die ständige Ablenkung verhindert nicht nur tiefes, fokussiertes Arbeiten, sondern führt auch zu einer erhöhten Reizbarkeit und Erschöpfung.
Wie Achtsamkeit uns hilft, den digitalen Stress zu bewältigen
Achtsamkeit bietet eine wirksame Methode, um den mentalen Anforderungen der digitalen Welt besser gerecht zu werden. Hier sind einige der wichtigsten Vorteile:
1. Reduzierung von Stress: Mehrere Studien belegen, dass Achtsamkeitspraxis das Stressniveau deutlich senken kann. Durch bewusste Atemübungen oder kurze Momente der Stille lernen wir, unsere Gedanken zu beruhigen und uns von digitalen Reizen zu distanzieren.
2. Verbesserung der Konzentration: Durch regelmäßige Achtsamkeitspraxis wird die Fähigkeit, sich auf eine Aufgabe zu fokussieren, gestärkt. Dies ist besonders wichtig in einer Zeit, in der Ablenkungen allgegenwärtig sind. Eine Studie der Harvard University ergab, dass Achtsamkeit das Arbeitsgedächtnis und die Aufmerksamkeitsspanne verbessert.
3. Besserer Umgang mit Emotionen: Digitale Inhalte – von Nachrichten bis zu Social Media – können eine Vielzahl von Emotionen auslösen. Achtsamkeit hilft, diese Emotionen zu erkennen, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen. Dies fördert einen ruhigeren und ausgeglicheneren Geisteszustand.
Praktische Achtsamkeitstechniken für den digitalen Alltag
Die gute Nachricht: Es gibt einfache Wege, Achtsamkeit in unseren digitalen Alltag zu integrieren. Hier einige Vorschläge:
- Digitale Detox-Zeiten einplanen: Planen Sie täglich oder wöchentlich eine bestimmte Zeit ein, in der Sie auf Ihre digitalen Geräte verzichten. Diese bewussten Pausen helfen, den Geist zu erfrischen und fördern einen klareren Blick auf das, was wirklich wichtig ist.
- Achtsames Atmen während der Arbeit: Auch während des Arbeitens am Computer kann Achtsamkeit geübt werden. Setzen Sie sich aufrecht hin, schließen Sie für ein paar Minuten die Augen und konzentrieren Sie sich auf Ihren Atem. Dieses kurze Innehalten kann Wunder wirken.
- Bewusster Umgang mit Benachrichtigungen: Reduzieren Sie unnötige Benachrichtigungen auf Ihrem Smartphone. Jeder plötzliche Hinweis lenkt ab und reißt uns aus dem Moment heraus. Ein achtsamerer Umgang mit Benachrichtigungen fördert langfristig ein fokussierteres Arbeiten.
- Single-Tasking statt Multitasking: Versuchen Sie, eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen, anstatt viele Dinge gleichzeitig zu tun. Achtsamkeit und Single-Tasking fördern tiefere Konzentration und letztlich auch höhere Produktivität.
Fazit
In der hektischen digitalen Welt, in der Ablenkungen und Reize überall lauern, ist Achtsamkeit ein mächtiges Werkzeug, um unsere mentale Gesundheit zu schützen. Durch bewusste Achtsamkeitspraktiken können wir Stress reduzieren, unsere Konzentration verbessern und einen gesünderen Umgang mit der digitalen Welt finden. Die Praxis der Achtsamkeit lehrt uns, den Moment zu schätzen – und das ist in der heutigen Zeit wertvoller denn je.
Wenn du tiefer in das Thema eintauchen möchtest, findest du in unserem Artikel „Dein Weg zur Achtsamkeit“ praktische Tipps und Anleitungen, wie du Achtsamkeit Schritt für Schritt in deinen Alltag integrieren kannst.
Quellen
American Psychological Association. (2012). Mindfulness and mental health. American Psychological Association. https://www.apa.org/topics/mindfulness
Barnow, S., & Prüßner, L. (2020). Flexible Emotionsregulation als psychologische Grundlage von Achtsamkeit und Selbstmitgefühl. In Achtsamkeit und Selbstmitgefühl (pp. 17–24). Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-60318-5_3
Bishop, S. R., Lau, M., Shapiro, S., Carlson, L., Anderson, N. D., Cormody, J., …, & Devins, G. (2004). Mindfulness: A proposed operational definition. Clinical Psychology: Science and Practice, 11(3), 230–241.
Jansen, P., Seidl, F., & Richter, S. (2019). Achtsamkeit im Sport. Springer Berlin Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-57854-4
Harvard Health Publishing. (2018). The benefits of mindfulness. Harvard Health. https://www.health.harvard.edu/mind-and-mood/the-benefits-of-mindfulness
Heschel, L. (2018). Fazit. In Deep Breath: Die neue Achtsamkeit einer beschleunigten Gesellschaft (pp. 131–134). Springer Fachmedien Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-20980-3_8
Kabat-Zinn, J. (2003). Full catastrophe living: Using the wisdom of your body and mind to face stress, pain, and illness. Bantam Dell.
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